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Das Heiligtum auf dem Kappelberg

Lesedauer: 4 Minuten

Ein beliebter Einkehr-Ort

Das Wort „Heiligtum“ hat in der deutschen Sprache eine besondere Vielfalt an Bedeutungen: von „heilige Stätte zur Verehrung Gottes“ bis hin zu Begriffen wie „Gotteshaus“, „Kleinod“, „Augapfel“ oder „Juwel“. Auch das Kapellchen auf dem Kappelberg in Dörlinbach wird seit vielen Jahren mit diesem ehrwürdigen Wort assoziiert.

Oktober 2023: Blick in die Kapelle auf dem Kappelberg mit dem Schönstatt-Altar, den Leute aus der Schönstattbewegung aus Dörlinbach finanziert haben..
Die Erbauung der Gedächtniskapelle geht auf die Brüder Hermann (Jahrgang 1905) und Matthias Faißt (Jahrgang 1908) zurück, die damit ihre Dankbarkeit gegenüber der Muttergottes ausdrücken wollten, nachdem sie glücklich aus der russischen Kriegsgefangenschaft heimkehren durften. Beide hatten während des Krieges an der Ostfront ein Gelübde abgelegt, und als sichtbares Zeichen ihrer Dankbarkeit begannen sie das Kapellchen zu erbauen. Am 16. Oktober 1955 wurde die Kapelle feierlich eingeweiht.
Januar 2021: Winter-Impressionen auf dem Kappelberg. Das Heiligtum ist ein Ort der Besinnung und Erinnerung.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Oktober 2019: Abendstimmung auf dem Kappelberg. Das Heiligtum ist ein Ort der Besinnung und Erinnerung.
Obwohl viele das kleine Gotteshaus auch als Schönstatt-Kapelle ansehen – da ihre Innenausstattung von der damaligen Schönstattbewegung im Ort gestaltet und ein Schönstatt-Altar errichtet wurde – ist sie nicht gleichzusetzen mit dem Ur-Heiligtum in Schönstatt-Vallendar. So wurde die Dörlinbacher Kapelle nie offiziell in die Reihe der Schönstatt-Heiligtümer aufgenommen. Die spezifische Bauweise, wie das überdachte Eingangsportal, hebt sie nämlich von anderen Einrichtungen der Bewegung ab.
Im Wandel der Bezeichnungen
Die Kapelle war anfänglich als Hauskapelle gedacht und wurde bald zur Faißt-Kapelle beziehungsweise zur Kapelle der Russlandheimkehrer. Einer der Erbauer, Hermann Faißt, diente in der 5. Infanterie- und Jägerdivision, was dazu führte, dass der Kameradenkreis dieser Division 1961 erstmals ein Gedenktreffen auf dem Kappelberg veranstaltete. In den folgenden Jahrzehnten fand dieses Treffen jährlich an Christi Himmelfahrt statt und zeugt von der tiefen Verbundenheit der Soldaten mit diesem Ort. Über die Jahre wandelte sich die Bezeichnung der Kapelle. Sie wurde – nachdem auch Gedenkfeiern auf dem Kappelberg abgehalten wurden – zunächst als Kriegergedächtniskapelle bekannt, dann einfach als Gedächtniskapelle und schließlich in den letzten Jahren auch als Marienkapelle durch die katholische Kirche bezeichnet. Diese Namen sind im Ort fest verankert und spiegeln die unterschiedlichen Nutzungen und Assoziationen wider, die die Kapelle im Laufe der Zeit erfahren hat.
Ein wunderschöner Standort
In der heutigen Zeit ist das Wort „Heiligtum“ in kirchlichen Kreisen seltener zu hören, doch für viele Menschen ist das Kapellchen nach wie vor ein bedeutender Einkehr-Ort. Erinnerungen an die Feierlichkeiten zum 25-jährigen und 35-jährigen Jubiläum des Heiligtums aus den 1980er- und 1990er-Jahren zeigen, wie selbstverständlich die Kapelle Teil des Schuttertals geworden ist. Ein Blick auf die idyllische Lage des Kapellchens – zwischen dem offenen Tal und den waldigen Höhen des Schuttertals – vermittelt einen starken Eindruck von seiner einzigartigen Ausstrahlung. Der Autor des Einladungsschreibens für die Feier im Oktober 1990 verdeutlichte dies eindrucksvoll, indem er die Kapelle als einen wunderschönen Standort beschrieb, den man schon von weitem erkennen kann. Das Heiligtum auf dem Kappelberg sei ein Ort der Besinnung und Erinnerung. Es zieht Besucher an, die Ruhe und Spiritualität suchen, und bietet einer Vielzahl von Menschen einen Platz, um zur inneren Einkehr zu finden.

Der 35. Geburtstag

Der 35. Geburtstag jener kleinen, aber bedeutenden Stätte, die für viele Menschen der Region ein heiliger Ort ist, wurde damals schlicht gefeiert. Ein Kaplan aus Ettenheim hielt an diesem Tag die Messe auf dem Kappelberg, die nicht nur den Anlass feierte, sondern auch die tiefere Bedeutung des Heiligtums widerspiegelte. Er skizzierte kurz noch einmal den Werdegang des Kapellchens und beleuchtete näher das Wort „Heiligtum“. Für die Menschen bedeutet Heiligtum weit mehr als nur ein Gebäude oder einen bestimmten Ort. Es ist der Platz, an dem sie durch Gebet und Besinnung eine Verbindung zu Gott aufnehmen können, sich in seine Nähe begeben und Trost sowie Hilfe erwarten dürfen. Das Heiligtum verkörpert zudem ein erhebliches Maß an Verantwortung. Es ermutigt die Gläubigen, sich für andere einzusetzen, ihre Anliegen Gott anzuempfehlen und das eigene Leid für das Wohl anderer aufzuopfern. Diese selbstlose Haltung findet in vielen marianischen Heiligtümern ihren Ausdruck. Besonders auf dem Kappelberg wird das Wirken der Gottesmutter Maria spürbar. Sie, als jemand, der Gott am nächsten steht, verleiht unseren Bitten Nachdruck und versteht unsere Anliegen als Mutter auf besondere Weise.

Ein lebendiger Teil unserer Gesellschaft

Abschließend wurde ein Appell an alle Menschen ausgesprochen: „Hier auf dem Kappelberg bin ich mit meiner Hilfe besonders zu erreichen.“ Diese Botschaft war klar und eindringlich. Die Menschen sollten erkennen, dass der Kappelberg nicht nur ein Ort der Anbetung ist, sondern auch ein Raum, in dem Gottes Liebe greifbar wird. Das damals eher bescheidene Fest wurde somit auch zu einem wertvollen Moment der Besinnung und Erneuerung im Glauben. Es erinnerte daran, dass der Kappelberg ein lebendiger Teil unserer Gemeinschaft ist, ein Ort der Begegnung mit Gott und der Nächstenliebe, der auch in Zukunft viele Menschen zusammenführen wird. 35 Jahre später – im anstehenden Jubiläumsjahr 2025 – sollte deshalb nicht nur der Blick auf „800 Jahre Dörlinbach“, sondern auch auf „70 Jahre Marienheiligtum“ geworfen werden. 

Wissenswert

Veröffentlicht am 1. Januar 2024 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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