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Der Doppelhof „Stampfers“ und „Leisebure“

Lesedauer: 3 Minuten

1775 ereignete sich ein verheerender Brand

Im Jahre 1775 ereignete sich ein verheerender Brand, der nicht nur die Geschichte des Dorfes, sondern auch das Schicksal seiner Bewohnerinnen und Bewohner nachhaltig prägte. Die Flammen, die durch einen Blitzschlag entfacht wurden, wüteten auf dem sogenannten „Mittleren Hof“ in Höfen, der heute als „Stampferhof“ und „Leisenhof“ bekannt ist.
Aktuelle Doppelhof-Ansichten aus dem November 2024. Der Stampferhof und der Leisehof sind nicht nur Gebäude, sie sind Teil der Identität einer Gemeinschaft.
Am 27. Juli 1775, zur Mitternachtsstunde, brach bei einem fürchterlichen Gewitter der Feuerteufel über Höfen herein. Bernadus Stoeber (1740 bis 1817) berichtet in seiner Pfarrchronik von Schweighausen, dass der Blitz unbarmherzig in den Hof einschlug. Sofort entbrannte ein infernalisches Feuer, das schnell alles in seinem Umkreis vernichtete und den Hof in Schutt und Asche legte. Die schreckliche Katastrophe hatte jedoch nicht nur materielle, sondern auch tragische menschliche Folgen.
Zwei Göppert-Familien von „Leisebure“: Hinten Wilhelm und Elisabeth Göppert und vorne Leo und Frieda Göppert.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Der Doppelhof Anfang der 1990er-Jahre.
Agnes Singler (1752 bis 1775), die Tochter des Hofbauern Matthias Singler (1722 bis 1799), versuchte verzweifelt, einige wertvolle Dinge im Keller zu retten. Doch das Feuer überraschte sie, und am Morgen nach der Katastrophe wurde ihr lebloser Körper aus den Überresten des Kohlehaufens geborgen. Auch ihr kleiner Stiefbruder Johann Georg (1771 bis 1775), genannt Hans-Jerg, wurde tot vor dem Hofgebäude aufgefunden, ein unschuldiges Kind von gerade einmal zweieinhalb Jahren. Die Familie Singler hatte an diesem schicksalhaften Tag viel zu beklagen.
Aus der Geschichte des Doppelhofs
Der Stampferhof und der Leisenhof sind seither untrennbar miteinander verbunden. Während der Name „Stampferhof“ tief in der Geschichte verwurzelt ist und bis ins 17. Jahrhundert auf eine Stampf- und Mahlmühle zurückgeht, ist die Bezeichnung „Leisebure“ beziehungsweise Leisenhof mit dem Bauernsohn Matthias Göppert verknüpft, der im Jahre 1800 Magdalena Ohnemus heiratete. Im Volksmund bezeichnet man die nachfolgenden Generationen oft nur als „Stampfers“, was auf die bedeutende Rolle der Mühle im 20. Jahrhundert zurückzuführen ist. Die Geschichte des Doppelhofs „Stampfer“ und „Leisebure“ ist ein eindrucksvolles Zeugnis vergangener Zeiten, in denen Feuer und Wasser, Leid und Fortschritt untrennbar miteinander verbunden waren. In den geschichtlichen Fäden, die sich durch diesen Hof ziehen, lebt das Erbe der Menschen weiter, die dort gelebt, gelitten und gearbeitet haben. Der Stampferhof und der Leisenhof sind nicht nur Gebäude, sie sind Teil der Identität einer Gemeinschaft.
Die Gerstenstampfe – eine technische Meisterleistung
Die alte Stampfe war mehr als nur ein mechanisches Gerät. Sie stellte eine wichtige Lebensader für die Dorfbewohnerinnen und -bewohner dar. Angetrieben von einem Wasserrad, hob ein mit Nocken versehener Wellbaum die hölzernen Stampfer, die beim Herunterfallen das gut zerschmetterten. Müller Roman Singler ließ 1911 die Mahlmühle in die Nähe des Hofes verlegen und ersetzte das Wasserrad durch eine moderne Freistrahlturbine. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Wasserkraft nicht nur zur Mühlenbenutzung, sondern auch zur Stromversorgung für das Dorf genutzt. Doch wie viele Geschichten, so hat auch diese einen bittersüßen Schluss: 1965 musste die Kundenmühle aufgrund mangelnder Rentabilität schließen, und 1985 wurde die gesamte Mühlentechnik abgebaut. Heute erinnern nur noch das Stauwehr und die alten Mahlsteine im Hofpflaster an die glorreiche Zeit der Stampfer-Kundenmühle.

Engagement für die Gemeinschaft

Roman Singler, der von 1870 bis 1946 auf dem Hof lebte, zeichnete sich nicht nur durch seine müllerischen Fähigkeiten aus, sondern auch durch sein Engagement für die katholische Kirche. Von 1923 bis 1933 war er Bürgermeister der damaligen Gemeinde Dörlinbach. Dank seiner Initiative konnte die Gemeinde sowohl eine neue Kirche in den Jahren 1922 und 1923 als auch ein Pfarrhaus in den Jahren 1935 und 1936 erbauen, was letztlich zur späteren Selbstständigkeit der Pfarrei beitrug.

Die Familien auf dem Halbhof „s' Stampfers“:

Johann Jakob Ohnemus (1681 bis 1758)

verheiratet mit Barbara Zehnle (1683 bis 1747)

Philipp Ohnemus (1722 bis 1805)

verheiratet mit Anna Elisabeth Hupfer (1729 bis 1805)

Matthias Göppert (1765 bis 1835) vom „Leisenhof in Schweighausen

verheiratet mit Hoferbin Maria Magdalena Ohnemus (1775 bis 1844)

Josef Göppert (1804 bis 1882)

verheiratet mit Magdalena Griesbaum (1805 bis 1874)

Roman Göppert (1836 bis 1910)

verheiratet mit Johanna Mellert (Jahrgang 1839 / Sterbedatum nicht bekannt) aus Welschensteinach

Josef Göppert (1874 bis 1951)

verheiratet mit Paulina Schwab (1875 bis 1950) aus Schuttertal

Wilhelm Göppert (1893 bis 1965)

verheiratet mit Elisabeth Rösch 1898 bis 1969)

Wilhelm Göppert (Jahrgang 1929)

verheiratet mit Erika Fiser (Jahrgang 1942) aus Bela Crkua / Serbien

Veröffentlicht am 31. Dezember 2024 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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