Denn in Dörlinbach galt es erst einmal die Grundversorgung sicherzustellen. Es mussten Straßen gebaut beziehungsweise erneuert werden. Ebenso musste die Wasserversorgung, erbaut in den Jahren 1957 und 1958, auf Vordermann gebracht werden. Die Abwasserbeseitigung musste den neueren Anforderungen angepasst werden. Anfang der 1980er-Jahre waren all diese Maßnahmen abgeschlossen, der Bau einer Turn- und Festhalle konnte nun endlich ins Visier genommen werden.
Bürgerinitiative gegen Standort
Die Gemeindeverwaltung hatte sich auch schon einen Standort ausgeguckt. Die Wahl fiel auf ein gemeindeeigenes Grundstück auf der Herrenmatt. Nicht alle Bürgerinnen und Bürger waren jedoch davon begeistert. Eine Bürgerinitiative macht plötzlich mobil gegen den vorgesehenen Standort in der Ortsmitte. Hauptgegenargument: Es wurde eine zu große Lärmbelästigung befürchtet. Die Initiative konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Mehrheitlich sprach sich der Gemeinderat als auch der damalige Bürgermeister Bernhard Himmelsbach für den Bau der Halle auf der „Herrenmatte“ aus. Deren Argument: Eine Mehrzweckhalle diene den Bürgerinnen und Bürgern und gehöre somit auch mitten in den Ort platziert.
Wer meinte, der Weg sei nun frei für die Halle in Dörlinbach, der irrte. Denn kaum wurden die Neubaupläne konkret, regt sich plötzlich dann doch Widerstand im Gemeinderat. Das Ansinnen war nämlich zeitgleich in den Ortsteilen Dörlinbach und Schweighausen eine Halle zu bauen. Einige Ratsmitglieder befürchteten daher, dass dadurch eine zu große Verschuldung auf die Gemeinde zukommen würde. Hier und da keimten in der Bevölkerung auch wieder Forderungen einer gemeinsamen Halle für Dörlinbach und Schweighausen auf. Doch wo sollte diese dann errichtet werden? Die Bedenken im Gemeindegremium waren jedoch ganz anderer Natur. Es ging nicht um Standort, eine oder zwei Hallen, sondern lediglich um die Verschuldung bei gleichzeitigem Bau der beiden Hallen.
In dieser Phase taktierten die Schuttertäler Ratsmitglieder sehr geschickt, so dass es tatsächlich zu einem einstimmigen Beschluss kam, beide Hallen zu bauen. Manch einer staunte, zumal nach einem vorangegangenen Diskussionsabend die Mehrheit der Ratsmitglieder aus Dörlinbach und Schweighausen noch gegen den gleichzeitigen Bau waren. Nachdem jedoch die Schuttertäler mit „Ja“ votierten, wollte sich wohl keiner der Räte aus Dörlinbach und Schweighausen den Schuh anziehen, dass in seinem Ort zunächst nicht gebaut werde. Dafür war der Druck und der Wunsch der Vereine viel zu groß.
Ende 1982 war schließlich Baubeginn in Dörlinbach. Im Juni 1984 ging dann der große Wunsch der Bürgerinnen und Bürger endlich in Erfüllung. Die langersehnte Turn- und Festhalle konnte eröffnet werden. Zunächst war die Halle jedoch nur den Vereinen sowie deren Veranstaltungen vorbehalten. Dies sollte sich erst im Jahre 1996 ändern. Ein Bürger ließ seine Geburtstagsparty von einem Verein ausrichten, kurz darauf tat es ihm ein weiterer Bürger bei seinem runden Geburtstag nach. Schließlich änderte die Gemeinde ihre Mietkriterien, die Bürgerinnen und Bürger konnten jetzt auch privat die Halle zu besonderen Anlässen mieten. Die Dörlinbacher Halle wird heutzutage auch von Vereinen aus den Nachbarorten genutzt. Was umgekehrt auch für die Halle in Schweighausen gilt. Insgesamt ist die Gemeinde Schuttertal mit drei Hallen – in jedem Ortsteil eine – gut aufgestellt.
Keinen Namen für die Halle gefunden
Anmerkung: Die Schweighausener Bürgerinnen und Bürger fanden für ihre Halle einen Namen und tauften sie „Bergdorfhalle“. Auch in Dörlinbach gab es immer wieder einmal Bestrebungen, der Mehrzweckhalle einen Namen zu geben. Im Raum stand einmal der Name „Brunnendorfhalle“, aber zu einer Namensgebung kam es jedoch nie – zumindest bis heute. Somit spricht man hier im Ort nach wie vor von der „Festhalle“ oder der „Turn- und Festhalle“.
Veröffentlicht am 15. August 2021 / red
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