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Der Schüsselehof

Lesedauer: 3 Minuten

Ein typischer Bauernhof für die Zeit vor 200 Jahren

Mit der Hofbezeichnung „Schüsselehof“ werden wohl heutzutage nicht mehr allzu viele etwas anfangen können. Aber im „Kopf-Karls“ schon, wie das Hofgebäude von 1822 im Ort meist genannt wird. Der Schüsselhof gehört zu jenen Bauernhäusern, die zwischen den Jahren 1820 bis 1850 typisch als typisch für das mittlere und obere Schuttertal bezeichnet werden kann.

Der Schüsselehof im April 2004 – ein typischer Bauernhof für die Zeit vor 200 Jahren.
Das nunmehr 200 Jahre alte Bauernhaus wurde vor 30 Jahren von den Besitzerfamilien Alfons und Karl Kopf renoviert. Die beiden Familien wurden hierbei auch von der Gemeinde Schuttertal unterstützt, denn aufgrund der original erhaltenen Bausubstanz sowie der baugeschichtlichen Bedeutung des Gehöfts war die Maßnahme natürlich förderungswürdig. Auch der Schuttertäler Gemeinderat bewilligte ein unterstützendes Salär für die Renovierung.
Der Schüsselehof im April 2022. Heute wird das Hofgebäude von 1822 meist nur „Kopf-Karls“ im Ort genannt.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Der Schüsselehof im April 2022. Heute wird das Hofgebäude von 1822 meist nur „Kopf-Karls“ im Ort genannt.
Es ist ein Hofgebäude, prägend für eine neue Zeit der Bauweise. Denn die typische Ständer-Bohlen-Bauweise (heute noch am Unterrain bei „Herre-Ländels“ und im Oberdorf bei „s' Moritze Hus“ zu sehen) wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Schuttertal nach und nach verdrängt. Gründe zur Umorientierung beim Bauen waren zum einen der abnehmende Holzreichtum, aber auch die damit einhergehende Verteuerung des Bauholzes. Somit waren holzsparende Bauweisen angesagt.
Eine neue Bauweise setzt sich durch
Das bedeutete, dass Keller, das Erdgeschoß als auch die Stallungen nun massiv gebaut wurden. Meist mit unbehauenen Bergsteinen. Das Obergeschoß erhielt ein einfaches Fachwerk, lediglich der Bergeraum über dem Stall wurde weiterhin in der bis dato üblichen Ständer-Bohlen-Bauweise ausgeführt. Beibehalten wurde auch der Halbwalm. Allerdings verzichtete man jedoch meistens auf den nützlichen und durchaus dekorativ wirkenden Trippel (ein nach außen liegender Laubengang) auf der Giebelseite. Dennoch vermitteln diese Hofgebäude aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer noch den Eindruck des traditionellen Schuttertäler Bauernhauses. Nicht zuletzt auch durch die in Sandstein gefassten Hauseingänge, in dessen Sturz oft sehr kunstvoll die Initialen der Erbauer sowie das Baudatum eingemeißelt sind. Der Doppelhof in der Hub ist jedenfalls ein erhaltenswertes Bauwerk, das von dieser Zeit und seine Veränderungen zeugt. Egal ob man am südlichen Ortsrand in den Ort reinfährt oder ihn verlässt, das markante Hofgebäude fällt sofort ins Auge. Erbaut wurde das Hofgebäude von Franz Anton Schüssele (1788 bis 1845) und dessen Ehefrau Anna Maria, geborene Offenburger (1786 bis 1845). Nachfolger auf dem Hof wurde Sohn Ludwig Schüssele (1825 bis 1893). Dieser wiederum heiratete 1845 Agatha Griesbaum und vererbte den Hof an seine Tochter Balbina (1861 bis 1946), das 13. von insgesamt 15 Kindern. Da diese Franz Karl Kopf (1843 bis 1909), ein Bauernsohn von „Kopf-Michels“ vom Schönberg heiratete, wechselte der Name der Geschlechterfolge auf dem Hof.
Das Gehöft wird zum Doppelhof
Und es gab eine weitere Änderung auf dem einstigen Schüsselehof, er wurde zum Doppelhof. Karl und Balbina Kopf hatten elf Kinder. Das fünfte und das siebte Kind, die Brüder Josef (1892 bis 1960) und Franz Karl Kopf (1894 bis 1962), erbten das Anwesen je zur Hälfte. Der sechste Sprössling hieß übrigens auch Franz Karl, dieser verstarb jedoch bereits zweieinhalb Monate nach seiner Geburt. Das Hofgut ist bis heute als Doppelhof erhalten geblieben.

Veröffentlicht am 22. Mai 2022 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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