Seite wählen

Derlebacher G’schichtle Folge 1

Lesedauer: 3 Minuten

Ungewohnte Narrenerlebnisse in der Fremde

Im eigenen Ort war die Fasnachtstage gezählt, aber die noch junge Bremsdorfer Narrenzunft (gegründet 1979) wollte mit ihren „Bremmen“ und damals noch zunfteigenen „Säcklistreker Gugge“ die sogenannte „Buurefasent“ mal nicht am Hochrhein oder in der Schweiz, sondern bei ihren Nachbarn von der anderen Rheinseite erleben. So zog es sie 1988 zum „Carnaval de la Montagne Verte“ in die Elsass-Metropole Straßburg.

Derlebacher Gschichtle
Die Vorfreude war groß, doch kaum waren sie dort angekommen, glaubten die Dörlinbacher Gäste einer Fehlinformation aufgesessen zu sein. Denn zum verabredeten Zeitpunkt waren sie die Einzigen am Treffpunkt im Stadtviertel Montagne Verte. Was nun?! Abwarten hieß erst einmal die Devise. Bald wurde erkannt, dass beim französischen Nachbarn eben alles etwas langsamer und unbekümmerter zugeht.
Derlebacher Gschichtle
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Derlebacher Gschichtle
Nach und nach „tröpfelten“ einzelne Närrinnen und Narren, Gruppen und auch Fasentswagen ein, während die aus Dörlinbach angereisten Närrinnen und Narren bei eisigem Wind auf den Umzugsbeginn warteten. Dabei hätte der Umzug bereits längst laufen sollen. Erst eine halbe Stunde nach dem eigentlichen Umzugsbeginn schien erstmals Bewegung in die Reihen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu kommen. Und dann ging alles plötzlich ganz schnell, denn kurz danach stand der Zunft aus Dörlinbach nahezu zwei Stunden Umzugsweg bevor. Dies aber nicht, weil das Straßennetz der Stadt großzügig ausgenutzt wurde, sondern weil es bei den Nachbarn auf der anderen Rheinseite üblich ist, den Umzug zweimal an den Leuten am Straßenrand vorbeizuführen. Meist dann in Gegenrichtung, dass man von beiden Seiten einen freien Blick auf die Gruppen und insbesondere natürlich auf die Themenwagen werfen kann. Das ist übrigens bis heute noch im Elsass so, selbst bei den Festumzügen unterm Jahr. Das G'schichtle wäre hier eigentlich zu Ende, aber eine kleine Randnotiz sei noch erlaubt. Im Anschluss an den Umzug wurde das Narrentreiben in einer völlig überfüllten und stimmungsgeladenen Halle fortgesetzt. Dort standen besonders die französischen „Majorettes“ im Blickpunkt des Programms. So mancher „Säcklistrecker“ war von den jungen Französinnen angetan. Dies gipfelte darin, dass eine freundschaftliche Bande zu den „Les Moinettes d' Erstein“ geschlossen wurde. Und es wird gemunkelt, dass zwei der damaligen Protagonisten bis heute noch Kontakt zueinander haben.

Veröffentlicht am 12. September 2021 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

Das könnte Dir auch gefallen:

Derlebacher G’schichtle Folge 31

Derlebacher G’schichtle Folge 31

Beim Hexensprung wird, je nach der Tradition, im Freien ein Feuer entzündet, über das mutige Hexe dann springen müssen. Ein Spektakel, das immer wieder zahlreiche Menschen anlockt. Vielerorts zeigen...

mehr lesen
Derlebacher G’schichtle Folge 30

Derlebacher G’schichtle Folge 30

Es war an einem stimmungsvollen Samstagabend im März 1985, als unser Dorf in Aufregung versetzt wurde. Um genau 17.42 Uhr durchbrach ein ohrenbetäubender Alarm die Stille, und etliche Dorfbewohner...

mehr lesen
Derlebacher G’schichtle Folge 29

Derlebacher G’schichtle Folge 29

Die Geburt eines Kindes ist bis heute etwas besonderes. Und früher, wo es noch Hausgeburten gab, waren solche Geburten ein großes Familienereignis. Ein Ereignis, das dann meist auch gleich Thema in...

mehr lesen
Derlebacher G’schichtle Folge 28

Derlebacher G’schichtle Folge 28

Im Jahre 1889 kam der aus Haslach stammende katholische Priester und Volksschriftsteller Heinrich Hansjakob (1837 bis 1916) erstmals in den Durenbach. Dort traf er auf vermeintliche Engelmenschen....

mehr lesen
Derlebacher G’schichtle Folge 27

Derlebacher G’schichtle Folge 27

Was es nicht alles gibt? In den 1970er-Jahren, als die Herzen der Dörlinbacher noch im Takt der Fasnacht schlugen, wurde ein ganz besonderer Bürger mit einem kuriosen Orden geehrt: Hermann Meßner...

mehr lesen
Derlebacher G’schichtle Folge 26

Derlebacher G’schichtle Folge 26

Einen „Siedlungskönig“ hatten die Dörlinbacherinnen und Dörlinbacher schon seit eh und je. Dieser „Titel“ war sozusagen einen Übername für einen Bürger im Ort. Im Juli 2000 gab es jedoch auf einmal...

mehr lesen
Derlebacher G’schichtle Folge 25

Derlebacher G’schichtle Folge 25

In der 15. Folge „Göttliche und militärische Lebensretter“ unserer Serie „Derlebacher G'schichtle“ berichteten wir über ein Ereignis, das sich kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Dörlinbach...

mehr lesen
Derlebacher G’schichtle Folge 24

Derlebacher G’schichtle Folge 24

Vom sogenannten „blauen Wunder“, wie die Heidelbeeren oft genannt werden, spricht bei uns wohl kaum jemand. Eigentlich ist bis heute noch immer das Dialektwort zu hören, wenn es um die kleinen...

mehr lesen
Derlebacher G’schichtle Folge 23

Derlebacher G’schichtle Folge 23

In den Erinnerungen vieler Theaterfreunde blinkt ein besonderes Juwel: die legendäre Theaterbühne im Gasthaus „Zum Engel“. In diesem urigen Saal entfaltete sich seit vielen Jahrzehnten das...

mehr lesen
Derlebacher G’schichtle Folge 22

Derlebacher G’schichtle Folge 22

In den Erinnerungen vieler Theaterfreunde blinkt ein besonderes Juwel: die legendäre Theaterbühne im Gasthaus „Zum Engel“. In diesem urigen Saal entfaltete sich seit vielen Jahrzehnten das...

mehr lesen

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

// New Badge für die Posts // // Glossar Sytling //