Seite wählen

Derlebacher G’schichtle Folge 34

Lesedauer: 3 Minuten

Eine „tödliche Rakete“ sauste nach unten

Die Nachfrage nach Brennholz ist weiter gestiegen. Brennholz fertig gehackt im Baumarkt kaufen hingegen weniger, zumal dies durch die gestiegene Nachfrage auch immer teurer wird. Deshalb ist Brennholz selber machen inzwischen wieder weit verbreitet. Heutzutage gibt es allerdings etliche Vorschriften, die von den Leuten beim Holz machen zu beachten sind. Hin und wieder kommt es auch heute zu Unglücksfällen, früher hingegen kamen diese weit häufiger vor.

Derlebacher Gschichtle Folge 34
Heute erzählen wir ein G'schichtle aus den Erinnerungen von Hermann Friedrich Wehrle (Jahrgang 1933). Dabei geht es aber nicht um das Holz machen im Wald, sondern um den Lagerraum für das Holz und um spielende Kinder, die ihren „Wunderfitz“ und ihre Unachtsamkeit fast mit dem Tod bezahlt hätten. Zugetragen hat sich das Ganze im Bereich der Werkstatt des Löwenwirts Friedrich Wehrle (1895 bis 1982) und des darüber liegenden Speichers, wo das Brennholz sowie Reste von Nutzholz aus der Küferei lagerten.
Derlebacher Gschichtle Folge 34
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Derlebacher Gschichtle Folge 34
An jenem Tag Sommertag waren die „Löwenbuben“ damit beschäftigt, die Körbe mit Holz zu füllen. Dieses sollte nämlich mit dem Aufzug nach oben auf den Speicher geschafft werden. Hermann erinnert sich dabei auch noch daran, dass auch ab und zu gestritten wurde, wer die große eiserne Gabel benutzen durfte. Denn der war ja der Stärkste und Schnellste. Nach etwas mehr als einer Stunde stoppte Vater Friedrich die Holzaktion. Er bat die Kinder für einige Zeit mit dem Beladen der Körbe aufzuhören und sich auch erst einmal zu entfernen. Keiner der Buben dachte jedoch an mögliche Gefahren. Und so krabbelten sie einfach um den Holzberg herum, während der Vater gut 15 Meter über ihren Köpfen am Reparieren war. Dabei löste sich urplötzlich ein großes Teil der Spule, auf dem das Seil des Aufzugs aufgewickelt war.
Jähes Ende der Holzaktion
Der schwere Eisenblock sauste wie eine „tödliche Rakete“ in die Tiefe. Wie durch ein Wunder wurde keiner der Buben getroffen. Überliefert ist, dass das Teil nur um eine Handbreite an Helmut (1935 bis 1998), einem Neffen von Friedrich Wehrle, vorbei gesaust sei. Seiner Zeit wäre das der sichere Tod gewesen, wenn er getroffen worden wäre. Friedrichs Sohn Hermann merkte in seinen Erinnerungen an diesen Vorfall weiter an, dass ihm und seinen Brüdern und Cousins selbst die Angst erspart geblieben sei, da sie alle erst nach dem donnernden Aufprall bemerkt hatten, was geschehen ist. Innerlich seien alle so betroffen gewesen, dass keiner auch nur ein Wort herausbrachte. An der Fortführung der Holzaktion war natürlich an jenem Tag nicht mehr zu denken.

Veröffentlicht am 15. Dezember 2022 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

Das könnte Dir auch gefallen:

Derlebacher G’schichtle Folge 42

Derlebacher G’schichtle Folge 42

In der ländlichen Kulisse Dörlinbachs, wo die Zeit manchmal stillzustehen scheint und die Traditionen fest verwurzelt sind, schmiedete einst Wilhelm Fischer seine unvergesslichen Geschichten. Der...

mehr lesen
Derlebacher G’schichtle Folge 41

Derlebacher G’schichtle Folge 41

Ehrungen, so sagt man, sind das Sahnehäubchen auf dem Kuchen des Ehrenamtes. Sie sind eine Form der Wertschätzung für Menschen, die sich in ihrer Freizeit...

mehr lesen
Derlebacher G’schichtle Folge 40

Derlebacher G’schichtle Folge 40

Der Lebenslauf von Hermann Fischer (1886 bis 1983) liest sich wie ein spannender Roman voller unerwarteter Wendungen und skurriler Anekdoten. Ursprünglich als Schuhmacher in Lahr...

mehr lesen
Derlebacher G’schichtle Folge 39

Derlebacher G’schichtle Folge 39

Karl Rösch (1860 bis 1943) war nicht nur Bäcker und Landwirt, sondern vor allem bekannt als Frachtfuhrmann. Mit seinem Pferdefuhrwerk transportierte er Stückgut zwischen Seelbach...

mehr lesen
Derlebacher G’schichtle Folge 36

Derlebacher G’schichtle Folge 36

Der Madonna, die einst ihren Platz in dem alten Kirchlein am Kapellenberg (heute Oberdorf) hatte, haben wir bereits zwei Blog-Beiträge auf dieser Plattform gewidmet. Laut...

mehr lesen
Derlebacher G’schichtle Folge 35

Derlebacher G’schichtle Folge 35

Als Geburtsland des CB-Funks gelten die Vereinigten Staaten von Amerika (USA). Jene handlichen Geräte zum Empfangen und Senden wurden dort nach dem Zweiten Weltkrieg erstmals...

mehr lesen
Derlebacher G’schichtle Folge 33

Derlebacher G’schichtle Folge 33

Jede Kommune hat in der Regel ein Fundbüro, wo ehrliche Finder und Finderinnen beispielsweise einen Schlüssel, eine Geldbörse, einen Regenschirm oder eine Jacke abgeben können....

mehr lesen
Derlebacher G’schichtle Folge 32

Derlebacher G’schichtle Folge 32

In unserem Dorf lebten einmal zwei außergewöhnliche Männer, die durch ihre Leidenschaft für die Fotografie Generationen prägten: Wilhelm Rothweiler (1876 bis 1955) und sein Sohn...

mehr lesen

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Favicon
doerlinbach800.de
Die rechte Maustaste ist nur für eingeloggte Benutzer verfügbar