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Leb’ wohl, Bernhard!

Lesedauer: 3 Minuten

Das Fenster bleibt nun wohl für lange Zeit geschlossen

Erst Mitte Dezember hatten wir das Vergnügen, über Bernhard Engel (1951 bis 2024) zu schreiben – einen einzigartigen Geschichtenerzähler und leidenschaftlichen Fenstergucker. Sein Platz am Fenster seines Hauses war mehr als nur ein Ausblick – er war ein Ort voller Erinnerungen, Geschichten und lebhaften Austauschs. Doch nun muss dieser Ort des Geschehens, der so viele Dorfbewohnerinnen und -bewohner begeistert hat, vorerst geschlossen bleiben.
„Fenstergucker“ Bernhard war immer ein beliebtes Fotomotiv. Hin und wieder bekam er auch die Porträts auf Hochglanz ausgedruckt vorbeigebracht.
Bernhard hat sein geliebtes Zuhause im Tausch gegen ein Zimmer in einem Seniorenheim verlassen müssen. Die Hoffnung, dass er bald nach Dörlinbach zurückkehren könnte, um seine fesselnden Erzählungen erneut mit uns zu teilen, wurde jäh zunichtegemacht. Vor wenigen Tagen erreichte uns die traurige Nachricht seines überraschenden Todes, der bereits vor drei Wochen eingetreten war, jedoch erst jetzt zu uns gedrungen ist. Die Verwirrung im Dorf war teilweise groß, denn einige hätten sich gewünscht, von seinem Schicksal früher erfahren zu haben.
Bernhards Platz am Fenster seines Hauses war mehr als nur ein Ausblick – er war ein Ort voller Erinnerungen, Geschichten und lebhaften Austauschs.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Bernhard Engel freute sich immer, wenn jemand auf einen Schatz vorbeikam.
Sein Begräbnis fand im engsten Familienkreis statt – auf Wunsch seiner Schwester Maria Franziska Bär (Jahrgang 1955). Bernhard wurde natürlich nicht, wie es ihm zu Lebzeiten stets vorschwebte, im Keller seines Hauses beigesetzt. Stattdessen fand er seine letzte Ruhestätte auf dem örtlichen Friedhof, im Grab seiner Mutter Maria Anna, die von 1917 bis 2007 lebte. Eine stille Zeremonie, ohne großes Aufsehen, doch einige Dorfbewohner konnten sich nicht zurückhalten und besuchten Bernhard kurz nach der schlichten Abschiedsfeier sein Grab.
Mehr als nur ein einfach Fenstergucker
Bernhard war weit mehr als ein einfacher Fenstergucker. Er war ein lebendiger Teil der Gemeinschaft, und sein Verlust hinterlässt eine spürbare Lücke – zumindest bei all jenen, die täglich auf ein Schwatz an seinem Fenster vorbeikamen. Das tagsüber offene Fenster seines Hauses wird nun länger geschlossen bleiben, als wir uns je hätten vorstellen können. Ob und wann „s' Moritze Hus“, das älteste Haus Dörlinbachs, erbaut im Jahre 1734, jemals wieder belebt wird, bleibt ungewiss.
Rückblende und Abschied

Für alle, die seiner faszinierenden Welt der Geschichten nachtrauern, empfehlen wir einen Blick in unseren letzten Blog-Beitrag „Der Fenstergucker“ vom 16. Dezember 2023. Es ist eine Hommage an einen Menschen, der unser Dorf mit seiner Fantasie und seinem Charisma bereichert hat. Leb’ wohl, Bernhard! Wir werden dich und deine Geschichten vermissen.

Veröffentlicht am 15. April 2024 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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