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Warten auf den Storch

Lesedauer: 4 Minuten

Eine Storchenfamilie zum Jubiläumsjahr

In den 1960er- und 1970er-Jahren war die Situation für unsere geliebten Weißstörche (Ciconia ciconia) alles andere als rosig. Massive Trockenlegungen und der vorherrschende Maisanbau hatten ihren natürlichen Lebensraum stark bedroht. Doch die Zeiten haben sich gewandelt! Dank vielfältiger Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Lebensräume ist das vordere Schuttertal wieder ein anziehender Ort für die Adebars – wie die Störche liebevoll in Märchen und Fabeln genannt werden.

Die Adebars genießen eine Juni-Sommernacht auf dem Kirchendach. Überwiegend Jungstörche nehmen die Sankt-Johannes-Kirche in Beschlag.

Besonders erfreulich ist, dass Meister Adebar mittlerweile seinen Platz in unserer Region gefunden hat und immer häufiger bei uns umherstreift, meist auf der Suche nach Nahrung oder einem gemütlichen Nachtlager (siehe dazu auch unseren Blog-Beitrag „Weißstörche in Dörlinbach“ vom 4. August 2021). Die Hoffnung der Dörlinbacherinnen und Dörlinbacher ist jedoch groß, dass wir eines Tages auch hier einen Storchen-Nachwuchs begrüßen dürfen.

Die Adebars genießen eine Juni-Sommernacht auf dem Kirchendach. Überwiegend Jungstörche nehmen die Sankt-Johannes-Kirche in Beschlag.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Juni 2023: Meister Adebar auf Futtersuche zwischen Kappelberg und Hub. Der sogenannte G5-Storch sucht sich gerade das Abendessen zusammen.
Dazu bedarf es jedoch einer kleinen Portion Glück. Vielleicht entschließt sich der ein oder andere „Vorbeireisende“, in unserem Dorf zu bleiben, ein geeignetes Plätzchen zu finden und ein Nest zu bauen. Eine Idee, die bereits im Ort diskutiert wird, ist die Aufstellung einer geeigneten Nesthilfe, die von den Störchen angenommen werden könnte. Die Planungen laufen, und die Hoffnung besteht, dass bis zum Jubiläumsjahr 2025 ein Storchenpaar in Dörlinbach Einzug hält. In der Zwischenzeit erfreuen sich die Dörlinbacher Bürgerinnen und Bürger an dem Anblick der majestätischen Zugvögel, die für viele auch als Glücksbringer gelten. Besonders während der warmen Sommermonate sind Weißstörche häufig auf den Feldern zu sehen, wo sie nach Insekten, Regenwürmern und Mäusen suchen. Unbekümmert fliegen sie durch das Dorf, sei es auf Wanglers, Dreschers oder Zieglers Matt, und bieten damit ein Schauspiel der Extraklasse. Wenn sie am blauen Sommerhimmel hoch oben ihre Kreise ziehen, wird deutlich, dass die Adebars wahre Meister des Segelflugs sind.
Eine „Rasselbande“ im Ort
Erst vor wenigen Tagen konnten die Dörlinbacherinnen und Dörlinbacher solch ein beeindruckendes Schauspiel genießen. Doch nicht nur die eleganten Flugmanöver sorgten für Aufregung – eine plötzlich auftauchende „Rasselbande“ bestehend aus lauter Jungstörchen sorgte für beste Unterhaltung. Ihre Versuche, zu starten und zu landen, waren teils holprig und sie zofften sich um die besten Schlafplätze. Die überaus muntere Truppe hatte sich entschieden, die Nacht in Dörlinbach zu verbringen, und erkundete neugierig die Umgebung. Besonders begehrt waren dabei s' Moritze Hus und die ehrwürdige Pfarrkirche St. Johannes. Ein besonderes Augenmerk lag auf der beliebten G5-Antenne auf dem ehemaligen Fabrikgebäude in der Mühlstraße, das heute als Mehrfamilienwohnhaus dient. Dieser Ort hat sich in den letzten Jahren ohnehin zu einem geschätzten Nachtlager entwickelt – und ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als die „Rasselbande“ eintraf, war der alte G5-Storch dort. Er ließ keinen Zweifel daran, dass die Antenne sein persönlicher Rückzugsort ist. Die jungen Störche mussten sich also nach Alternativen umsehen und suchten schließlich Zuflucht auf der Kirche, wo sie unter Gleichgesinnten ihren Schlafplatz aushandelten. Ein kluger Schachzug, da solche Kämpfe um Horste auch in ihrem zukünftigen Leben immer wieder anstehen werden. Und jene, die auf der Kirche keinen ruhigen Platz fanden, verbrachten die Nacht in der Krone eines mächtigen Baumes nahe dem Zieglerhof. Am nächsten Morgen ist die „Rasselbande“ schließlich wieder verschwunden – genau wie der alte G5-Storch. Was bleibt, ist die Sehnsucht und Hoffnung, dass vielleicht doch einmal der ein oder andere Storch für längere Zeit in Dörlinbach verweilt, eine Partnerin oder einen Partner findet und hier, in unserem schönen Ort, Nachwuchs großzieht. Mehr zu diesem spannenden Thema und der Suche nach einem geeigneten Platz für einen Storchenhorst gibt es bald hier auf unserer Internetplattform „800 Jahre Dörlinbach“. Lasst uns also gemeinsam das Warten auf den Storch zelebrieren!

Veröffentlicht am 18. Juni 2023 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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