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Wenn die Schutter überschwappt

Lesedauer: 3 Minuten

Große Hochwasser im Juli 1987 und jüngst im Juni 2021

Wenn die Schutter überschwappt, dann ist im Dorf höchste Alarmstufe angesagt. So richtige Schutter-Hochwasser waren eigentlich im Ort schon lange nicht mehr präsent. In diesem Jahrtausend jedenfalls. Hochwasser sind schon aus dem dem 18. Jahrhundert bekannt. Aber am besten in der Erinnerung sind den Dörlinbacherinnen und Dörlinbacher die Hochwasserjahre in den 1970er- und 1980er-Jahre.

Eindrücke vom Jahrhunderthochwasser vom 8. Juli 1987. Große Teile im Ortskern und im Neudorf standen damals unter Wasser.
Aber auch an das Hochwasser im Jahre 1958 erinnern sich manche noch. In den Jahren 1970 und 1978 folgten zwei weitere Hochwasser, die überall im Ort ihre Spuren hinterließen. 1980 kam dann das sogenannte Jahrhunderthochwasser. Die Schutter bahnte sich auf breiter Front den Weg durch den Ort. An manchen Stellen im Ort kann man jedoch Hochwassermarken nachlesen, die auf ein noch größeres Hochwasser verweisen.
Eindrücke vom Jahrhunderthochwasser vom 8. Juli 1987. Große Teile im Ortskern und im Neudorf standen damals unter Wasser.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Eindrücke vom Hochwasser am 8. Juni 2021. Tags darauf verließ die Schutter bei einem weiteren Hochwasser erneut das Bachbett.

Elsa Fischer war nämlich nicht nur für die Ausgabe der Schläger und Bälle zuständig sowie für den Verkauf von Getränken und Eis. Sie war sozusagen die „gute Seele vom Minigolf“. Und das über zwei Jahrzehnte hinweg. Genau gesagt 21 Jahre. So wie Elsa Fischer Wünsche außerhalb den Öffnungszeiten erfüllte, so konsequent ging sie aber ab und zu während den Öffnungszeiten nach Hause. Jedoch nur an jenen Tagen, an denen absolut nichts lief. Und wenn dann doch jemand auftauchen sollte?! Kein Problem, es gab ja besagte die Klingel um Elsa zu rufen.

2008 kam das erste Hochwasser des neuen Jahrtausend

Im September 2008 hatte schließlich auch das neue Jahrtausend sein Hochwasser im Geschichtsbuch stehen. Zwar schwappte die Schutter in der Hub und in der Dorfmitte wieder über das Bachbett hinaus, aber die Schäden hielten sich in Grenzen. Es folgte abermals eine längere Phase, in der die Schutter zwar immer wieder einmal verdammt hohe Wasserstände hatte und hin und wieder auch so mancher Keller nass wurde, aber überflutete Straßen gab es nicht mehr. Die großen Hochwasser aus dem letzten Jahrhundert waren ohnehin in vielen Köpfen nicht mehr präsent. Bis zum Juni 2021 als Erinnerungen an längst vergessene Zeiten wachgerüttelt wurden. Die Schutter drängte wieder mit aller Macht aus ihrem Bachbett. An manchen Stellen näherte sich der Pegel sogar knapp der Hochwassermarke von 1987. Dem nicht genug: Das Hochwasser kam im Doppelpack verteilt auf zwei Tage. Alles begann am Abend des 8. Juni 2021 mit einem heftigen Wolkenbruch bei Schweighausen. Der Blick nach Schweighausen ließ auch schon erahnen, dass da was Heftiges kommen würde. Dabei dachten aber alle wohl an das Gewitter und weniger an das daraus hervorgehende Hochwasser, das schon eine halbe Stunde später in Dörlinbach den Pegel der Schutter blitzartig nach oben schnellen ließ. Gegen 20 Uhr war die Schutter bei der Herrenmatt-Brücke schon knapp unter der 1987er-Hochwassermarke und in der Dorfmitte an der Engel-Brücke verließ sie das Bachbett. Es ging dann alles ganz schnell. Binnen weniger Minuten war die Hauptstraße im Ortskern unter den Wassermassen, die die Schutter mit sich führte, verschwunden. Helfer standen beim ehemaligen Gasthaus „Löwen“ kniehoch in den Wassermassen. Und durch die Wellenbildung peitsche so manchem das Wasser bis zur Hüfte. Aber auch der kleine Prinschbach trat über die Ufer und im Bereich Gutenbergstraße lief, wie schon bei den großen Hochwassern zuvor, wieder das Erdgeschoss eines Wohnhauses voll. So schnell die Flutwelle kam, so schnell zog sie sich dann auch wieder zurück. Die Aufräumarbeiten von Privatleuten, Feuerwehr und Bauhof dauerten bis in die Nacht hinein. Um Mitternacht zog die Kehrmaschine ihre letzten Runden durch den Ort. Am Morgen danach zeugten eigentlich nur an manchen Stellen der Uferbereich sowie die von der braunen Wassermasse eingefärbten Wiesen von der Unwetterkatastrophe tags zuvor. Mit Blick auf die Wetterkarte traute aber so mancher dem Frieden nicht und ließ vorsichtshalber seine Sandsäcke am Haus erst einmal liegen. Und das war gut so.
Hochwasser an zwei aufeinanderfolgenden Tagen
Am Nachmittag des 9. Juni 2021 trafen die lokalen Gewitter mit Starkregen dann tatsächlich erneut das hintere Schuttertal. Das gleiche Spiel wie am Vortag. Abermals stieg die Schutter rasant an, erneut musste hier im Ort die Hauptstraße gesperrt werden. Im Dorfkern schwappte ein weiteres Mal die Schutter über und an besagtem Haus an der Abzweigung zur Gutenbergstraße drang erneut das Wasser in das Erdgeschoss. Trotzdem war es entlang der Hauptstraße nicht ganz so bedrohlich, umso mehr hatten dafür andere in den angrenzenden Bereichen wie zum Beispiel in der Mühlstraße mit voll gelaufenen Kellern zu kämpfen. Dass es in einigen Bereichen nicht mehr ganz so schlimm wurde war sicherlich auch der Verdienst, dass nach dem ersten Hochwasser die Feuerwehr noch die Dohlen reinigte bis in die Nacht hinein. Zugleich auch eine Lehre aus der Vergangenheit, denn das Ausmaß der Schäden beim Hochwasser 1980 wären damals bei gereinigten Dohlen sicherlich nicht so groß gewesen. Eigentlich wären die beiden Hochwasser von Anfang Juni 2021 genug für eine Weile, möchte man meinen. Doch schon bald sollte sich ein weiteres Hochwasser einstellen. Spät abends am 15. Juli 2021 heulten die Sirenen. Es kündigte sich erneut ein Hochwasser an. Diesmal trat die Schutter im Dunkel der Nacht über ihr Bachbett. In der Hub, in der Hauptstraße, vor allem wieder im Ortskern und natürlich auch wieder bei der Einmündung zur Gutenbergstraße.

Veröffentlicht am 20. Juli 2021 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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