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Derlebacher G’schichtle Folge 44

Lesedauer: 4 Minuten

Heidelbeersammeln am Fohrenbühl

Ah, die Heidelbeerzeit! Ein herrlicher Duft nach frischem Grün und süßen Beeren liegt in der Luft, und das fröhliche Treiben in den Wäldern rund um Dörlinbach und Schweighausen erweckt Erinnerungen an alte Zeiten. In dieser Folge möchten wir euch die Abenteuer von Monika Hupfer (Jahrgang 1949 / heute Suhm) und Bruder Matthias Hupfer (Jahrgang 1951) vorstellen, die im Schuljahr 1962 / 1963 ihre Erlebnisse beim Heidelbeersammeln auf dem Fohrenbühl zu Papier brachten.
Derlebacher Gschichtle Folge 44
Für die beiden Geschwister war die Heidelbeerzeit immer ein ganz besonderes Ereignis. Kaum hatte die Sonne den Wald erhellt, machten sich die „Herden“ aus Dörlinbach auf den Weg, um die besten Plätze zu ergattern. Denn jeder wusste: Nur die frühesten Vögel fangen die süßesten Beeren! Los ging es mit einem Eifer, der fast schon Wettkampfcharakter hatte. Und ja, auch die Kinder konnten es nicht lassen, hin und wieder kleine Sticheleien in Richtung ihrer Schweighausener Mitschülerinnen und Mitschüler loszulassen – allerdings viel harmloser als ihre Eltern.
Derlebacher Gschichtle Folge 44
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Derlebacher Gschichtle Folge 44

Näheres zu den Erwachsenen-Scharmützel im Ettenheimer Wald könnt ihr in dem G’schichtle „Vum hondfeschde Schtrid um Heibere“ vom 10 Mai 2022 (Folge 24) nachlesen. Wenn sich die Wege der Dörlinbacher und Schweighausener Schulkinder kreuzten, ging das Geplänkel meist so: „Mäck, mäck, mäck!“ riefen die Dörlinbacher Kinder, und die Antwort kam prompt: „Derlebacher Stumpe hän d‘ Hose voll Lumpe!“ Eine regelrechte „Wort-Schlacht“ entbrannte, und wer gedacht hätte, dass der Fohrenbühl nur für Heidelbeeren bekannt ist, der hatte sich gründlich geirrt.

Mit dem vollbeladenen Karren barfuß nach Lahr
Doch wie die Hupfers in ihrem Aufsatz bemerken, wurde es mit der Zeit weniger heftig. Die Spannungen blieben zwar, vor allem wenn man sich beim Pflücken der kleinen blauen Wunderfrüchte über den Weg lief, aber letztendlich waren sie alle gekommen, um Spaß zu haben und die Beeren zu sammeln. Und wenn der Abend dämmerte und die Körbe sich füllten, sangen die ersten „Herden“ des Tages fröhlich das Heidelbeerlied (siehe unten) während sie den steilen Berg hinunterstapften – eine wahre Freude, auch wenn die Körbe schwer wie Blei waren! Die Heidelbeeren verschwanden nicht nur in den Magen, sondern auch als Erlös in die Taschen der Kinder. Fünfmal pro Woche durften die gesammelten Früchte an der Sammelstelle im Dorf abgeliefert werden, und das Geld konnte sich durchaus sehen lassen. Wie es hingegen ganz früher war, erzählte der Opa von Monika und Matthias: Barfuß einen mit Heidelbeerkörben vollbeladenen Karren nach Lahr zu ziehen – das war eine echte Herausforderung! Ganze 15 Kilometer hatte der gute Mann als Kind zurückzulegen, und wenn nicht alle Beeren verkauft wurden? Tja, dann ging's eben mit restlichen Heidelbeeren wieder nach Hause.
Köstliche Nascherei auch Einnahmequelle

Die beiden Geschwister schlossen ihren Schulaufsatz mit einem kleinen Schmunzeln – heute, so stellten sie fest, habe man es doch viel leichter. Die Heidelbeeren waren nicht nur eine köstliche Nascherei, sondern auch eine willkommene Einnahmequelle, die manchen Kindertraum erfüllte. Und für all jene, die mehr über die Heidelbeer-Abenteuer erfahren möchten, sei auch auf das G’schichtle „Mit Fahrrad und Nachthemd ins Gefängnis“ vom 6. Februar 2022 (Folge 13) hingewiesen, in dem eine besondere Raffel (Heidelbeerkamm) eine wichtige Rolle spielt.

Kleiner Service

Die Heidelbeerzeit ist also nicht nur eine Zeit des Sammelns, sondern auch eine Zeit der unvergesslichen Erlebnisse und Geschichten, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Als kleiner Service gibt’s zum Abschluss noch den Text zum Heidelbeerllied in der ursprünglichen Dialektform. Und für alle, die es mit dem Dialekt nicht so am Hut haben, gibt es noch eine Übersetzung obendrein.

Das Heidelbeerlied (Dialekt):

Ihr Lüt wänd ihr here,
mr kumme us d‘ Beere,
d‘ Heiberwulf isch nit zu nis kumme
het is alli Heidelbere gnumme.
S‘ Kerbli isch voll und s‘ Becherli leer,
wenn i nur dr heim bliewe wär!

Übersetzung:

Ihr Leute wollt ihr hören,
wir kommen aus den Beeren.
Der Heidelbeer-Wolf ist nicht zu uns gekommen
und hat uns alle Heidelbeeren genommen.
Das Körblein ist voll und das Becherlein leer,
wenn ich nur daheim geblieben wäre.

Veröffentlicht am 1. August 2024 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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