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Die Bedeutung von Dorfpfarrern

Lesedauer: 5 Minuten

Gehörten zu den Säulen des dörflichen Lebens

Früher wandten sich Leute die Probleme hatten in der Regel an den Bürgermeister, den Lehrer oder den Pfarrer. Zusammen mit dem Arzt (einen praktizierenden Arzt hatten wir nie im Ort) wurden besagte Herren als die wohl wichtigsten Säulen des gesellschaftlichen Lebens auf dem Dorf angesehen. Seit vielen Jahrzehnten sind besagte Ämter nicht mehr ausschließlich von Männern besetzt, wenn man einmal davon absieht, dass dies auf die Pfarrers natürlich nicht zutrifft. Denn die prägende Kirchengemeinde ist nach wie vor römisch-katholisch.

40-jähriges Dienstjubiläum von Pfarrer Franz Wölfle. Der Pfarrer wird am Pfarrhaus abgeholt.
Allerdings ist die Pfarrgemeinde nicht mehr selbstständig, denn alle Schuttertäler Pfarreien sowie die Lahrer Stadtpfarreien bilden mittlerweile die Kirche „An der Schutter“. Protestantische Mitbürgerinnen und Mitbürger sind der evangelischen Kirchengemeinde Seelbach angeschlossen. Was die drei beziehungsweise vier Säulen eines Dorflebens anbetrifft hat sich viel verändert, aber in diesem Blog-Beitrag wollen wir lediglich einen kleinen Blick auf einige Ortsgeistliche des 20. Jahrhunderts werfen.
Vorbereitungen für die Heimatprimiz von Neupriester Ewald Billharz im Mai 1994.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
40-jähriges Dienstjubiläum von Pfarrer Franz Wölfle. Der Pfarrer wird am Pfarrhaus abgeholt.
Genauer gesagt geht es um große Feiern im Ort, bei denen der Dorfpfarrer im letzten Jahrhundert im Mittelpunkt stand. So waren Priesterjubiläen beispielsweise nicht nur für den Pfarrer selbst, sondern für die ganze Dorfgemeinschaft immer ein großer Tag. Bei einem Pfarrer fielen sogar zwei seiner Priesterjubiläen in seine Wirkungszeit in der Sankt-Johannes-Gemeinde.

Pfarrer Franz Wölfle

Pfarrer Franz Wölfle (1905 bis 1987) konnte in seiner Dörlinbacher Zeit sein Silbernes Priesterjubiläum als auch das 40-jährige Dienstjubiläum feiern. Letzteres im Jahre 1971. Wie schon beim 25-Jährigen im Jahre 1956 wurde der Pfarrer auch bei seinem 40-jährigen Dienstjubiläum von der Dorfprominenz vom Pfarrhaus abgeholt und zur Kirche begleitet. Mit dabei war natürlich auch die örtliche Musikkapelle. Das Gotteshaus war festlich geschmückt und hinterher ging es ins Wirtshaus, um mit dem Pfarrer weiterzufeiern. Einige Dörlinbacherinnen und Dörlinbacher feierten mit Wölfle sogar zehn Jahre später auch dessen Goldenes Priesterjubiläum. Diese Feier fand jedoch an Wölfles Ruhesitz in Oberkirch-Ödsbach statt. Neben den Vertreterinnen und Vertreter der kirchlichen und der politischen Gemeinde waren damals auch der Dörlinbacher Kirchenchor sowie die Musik- und Trachtenkapelle Dörlinbach bei den Feierlichkeiten in Achern-Ödsbach mit dabei. Weitere Infos zu Wölfle gibt es auch unter Blog-Beitrag „Pfarrer Franz Wölfle“ vom 5. April 2021.

Pfarrer Josef Schmid

Großer Beliebtheit erfreute sich auch Wölfles Vorgänger in Dörlinbach. Pfarrer Josef Schmid (1900 bis 1975), der im Jahre 1936 als erster Pfarrkurat (Hilfspriester mit eigenem Seelsorgebezirk) nach Dörlinbach kam. Pfarrer Schmid war überaus beliebt und förderte vor allem eine von ihm aufgebaute Schönstattbewegung im Ort. Als er im Jahre 1955 den Ort verließ, fanden sich zum Abschied neben der üblichen Dorfprominenz auch zahlreiche Leute am Pfarrhaus ein. Seine Beliebtheit unter den Dörlinbacher Bürgerinnen und Bürger zeigte sich auch 20 Jahre später bei seiner Beerdigung in Welschensteinach. Neben den Pfarrgemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäten waren unter anderem auch Vertreterinnen und Vertreter der politischen Gemeinde inklusive Alt-Bürgermeister Josef Billharz (1911 bis 2004) vor Ort, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Zugleich wurde ein Kranz an seinem Grab niedergelegt. Weitere Infos zu den Ortspfarrern gibt es auch unter Blog-Beitrag „Gotteshaus ab 1132“ vom 12 März 2021.

Pfarrer Ewald Billharz

Kurz erwähnen wollen wir auch Pfarrer Ewald Billharz (Jahrgang 1966). Er gehört nicht zu Dörlinbachs Dorfpfarrern des letzten Jahrhunderts. Aber er ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich ein Dorf in jener Zeit engagierte, wenn ein Priester zu seinem großen Tag einlädt. Billharz ist nämlich in Dörlinbach aufgewachsen und feierte im Mai 1994 seine Heimatprimiz, wofür sich der Ort mächtig herausgeputzt hatte. Beim Aufgang ins Oberdorf wurde unter anderem ein riesiger Schwibbogen mit der Inschrift „Zum Altare Gottes will ich treten“ aufgestellt. Und am Eingangsportal der Pfarrkirche St. Johannes wurde ein riesiger Türkranz mit der Inschrift „Herr, du weißt alles, du weißt, daß ich dich liebe“. Viel Aufwand auch im Kircheninneren sowie auch in der Festhalle, wo nach der kirchlichen Feier die weltlichen Feierlichkeiten stattfanden. Auch dort kamen Tannenreisig und weiße Deko-Buchstaben zum Einsatz – unter anderem beim Bühnenbild. Billharz, heute in der Seelsorgeeinheit Egg in Emmingen-Liptingen tätig, feierte übrigens sein silbernes Priesterjubiäum im Juni 2019 in seiner alten Heimat im Rahmen des Johannisfestes (Pfarrfest St. Johannes).

Pfarrer Leo Schüssele

Auch Pfarrer Leo Schüssel (1885 bis 1947) gehört nicht zu unseren Dorfpfarrern. Aber wie Billharz kommt er aus Dörlinbach. Zu seiner Heimatprimiz im Juli 1908 legten sich die Dörlinbacherinnen und Dörlinbacher ebenfalls mächtig ins Zeug. Die kirchlichen Feierlichkeiten fanden allerdings in Schweighausen statt, deren Kirchengemeinde damals Dörlinbachs Katholikinnen und Katholiken angehörten. Mehr Infos dazu gibt es im Blog-Beitrag „Pfarrer Leo Schüssele“ vom 13. März 2021.

Veröffentlicht am 19. Juli 2021 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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