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Der Zieglerhof und die Ziegelhütte

Lesedauer: 4 Minuten

Ein Stück Geschichte im Dorfweg

Das Hofgut im Gewann „Brandhalde“, einst als „Zieglerhof“ bekannt, ist nicht nur ein landwirtschaftlicher Betrieb, sondern auch ein lebendiges Zeugnis der regionalen Geschichte. Über Jahrhunderte hinweg nannte man es schlicht „s' Zieglers“, bis der Name „Ziegelhof“ Mitte des 20. Jahrhunderts aufkam. Diese Namensänderung könnte als Hommage an die alte Ziegelei interpretiert werden, die einst zu diesem Hofgut gehörte.
Impressionen und Ansichten vom Ziegelhof (ehemals Zieglerhof). Über Jahrhunderte hinweg nannte man das Hofgut schlicht „s' Zieglers“.
Im 18. Jahrhundert beschloss der Landwirt Andreas Griesbaum (1726 bis 1793), neben seinem Hofgut eine Ziegelei zu errichten. Mit einem Brennofen und einem Trockenschuppen nahm er das Ziegelhandwerk auf, das fortan als Nebengewerbe betrieben wurde. Gemeinsam mit seinen Knechten und Tagelöhnern aus dem Dorf stellte er Dachziegel, die berühmten Biberschwanzziegel, sowie Backsteine her. Die Menschen, die dort arbeiteten, wurden in den alten Niederschriften stets als „Ziegler“ bezeichnet – eine Bezeichnung, die in Erinnerung geblieben ist.
Die Bronzefigur am Buchbrunnen, eine Bäuerin mit Wasser spendendem Eimer, ist der alten Zieglerbäuerin nachempfunden.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Vor dem Hof befindet sich der geschichtsträchtige Buchbrunnen, dessen Bronzefigur der Alt-Bäuerin Erika Griesbaum nachempfunden ist.
Die Ziegelei, bekannt als die Ziegelhütte, war ein beeindruckendes Bauwerk aus eichenen Ständern mit Walmdach. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie von dem Dörlinbacher Maurermeister Hermann Faißt (1905 bis 1970) umgenutzt. Er brannte Ofen-, Herd- und Backplatten in dem Hochofen. Die Zeit jedoch hinterließ ihre Spuren, und die einst blühende Ziegelhütte verwandelte sich zu einem schlichten Lagerplatz, wo sogar einmal ein Fluraltar untergebracht wurde. Leider wurde das historische Gebäude im Jahr 1974 abgerissen, wodurch ein wichtiges Stück industrieller und architektonischer Geschichte verloren ging.
Die Kontinuität des Zieglerhofs
Im Gegensatz dazu hat der Zieglerhof bis heute Bestand. Er zählte einst zu den 14 Lehengütern, die dem Kloster Ettenheimmünster bis zur Auflösung im Jahr 1803 jährlich sechs Fuhrfronden schuldete. Ab 1812 konnten die Erblehenhöfe in Dörlinbach käuflich erworben werden, während die Herrenfronden erst 1831 abgeschafft wurden. Die griesbaum’sche Linie, die mit Roman Griesbaum (1696 bis 1765) begann, zieht sich bis in die Gegenwart. Heute führen Roman und Bettina Griesbaum den Hof im Vollerwerb und haben ihr Angebot modernisiert.
Ein Erlebnis für die ganze Familie

Mit den neu geschaffenen Ferienwohnungen „Elias“ und „Milena“ – benannt nach dem Hofnachwuchs – bietet der Zieglerhof seinen Gästen die Möglichkeit, sich selbst zu versorgen und gleichzeitig die ländliche Idylle zu genießen. Es gibt frische Milch, Eier, Wurstwaren, Speck, Liköre und Schnäpse direkt vom Hof. Kinder können hautnah die Tiere erleben, darunter Milchkühe, Hühner, Schweine, Rinder, einen Hase und den treuen Hofhund. Neben den Ferienwohnungen gibt es noch einen Hingucker direkt vor dem Hofgebäude, zugleich auch eine Hommage an die Alt-Zieglerbäuerin Erika Griesbaum (Jahrgang 1943). Denn das Wasser für den im Jahre 1996 vom Verkehrsverein Dörlinbach (heute nicht mehr existent) installierten Buchbrunnen kommt aus einer Bronzefigur, eine Bäuerin mit Wasser spendendem Eimer, die der alten Zieglerbäuerin nachempfunden ist. Wer mehr darüber wissen möchte kann entsprechende Infos in den Blog-Beiträgen „Odyssee einer Bäuerin vom 10. April 2021“ und „Brunnendorf Dörlinbach“ vom 10. April 2021 als auch „Verkehsverein Dörlinbach“ vom 20. Mai 2021 einholen. Der einstige Zieglerhof und heutige Ziegelhof vereint also nicht nur Tradition und Moderne, sondern bietet auch Raum für unvergessliche Erlebnisse für Groß und Klein.

Die Griesbaums auf dem Zieglerhof (heute: Ziegelhof):

Roman Griesbaum (1696 bis 1765)

verheiratet mit Rosina Müllerleile (1693 bis 1755)

Andreas Griesbaum (1726 bis 1793), Ziegler und Gerichtsmann

verheiratet in 1. Ehe mit Anna, geborene Blust (1727 bis 1747), aus Schweighausen

verheiratet in 2. Ehe mit Anna, geborene Griesbaum (1726 bis 1794)

Roman Griesbaum (1758 bis 1822), Ziegler

verheiratet mit Maria Magdalena, geborene Ohnemus (1760 bis 1845)

Roman Griesbaum (1801 bis 1887), Ziegler und Bürgermeister

verheiratet mit Theresia, geborene Zehnle (1800 bis 1883)

Andreas Griesbaum (1841 bis 1924), Ziegler

verheiratet mit Katharina, geborene Zehnle (1848 bis 1909), vom Offenburgerhof

Mathias Griesbaum (1871 bis 1956), Ziegler

verheiratet in 1. Ehe mit Anna, geborene Rösch (Lebensdaten nicht bekannt), aus Biederbach

verheiratet in 2. Ehe mit Magdalena, geborene Schäfer (1882 bis 1929), aus Schuttertal

Roman Griesbaum (1907 bis 1944)

(gefallen nördlich von Warschau in Polen)

verheiratet mit Theresia, geborene Zehnle (1913 bis 1986) vom Offenburgerhof

Roman Griesbaum (Jahrgang 1942)

verheiratet mit Erika, geborene Fehrenbacher (Jahrgang 1943), aus Schuttertal

Aktuell wird der Ziegelhof (ehemals Zieglerhof) von Bettina und Roman Griesbaum bewirtschaftet. Und als kleiner Service zum Schluss noch der Link zu der Ferienwohnung der Griesbaums: https://www.ferienwohnung-griesbaum.de/

Veröffentlicht am 31. Dezember 2024 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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