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Abschied im fernen Argentinien

Lesedauer: 3 Minuten

Vor 30 Jahren zur ewigen Ruhe gebettet

Der gebürtigen Dörlinbacherin Maria Elisabeth Schätzle (1923 bis 1993) haben wir den dritten von nunmehr 228 Blog-Beiträgen auf dieser Internetplattform gewidmet und sie taucht auch immer wieder bei den unterschiedlichsten Blog-Beiträgen auf: „Dörlinbacher Missionsbasar“, „Erinnerungen an die Ahnen“, „Gedichte und Lieder“, „Ordensschwestern aus Dörlinbach“ und zuletzt in „Schönstatt in weiter Welt“. Vor 30 Jahren wurde sie im argentinischen Florencio Varela zur ewigen Ruhe gebettet.

Tag der Beerdigung in der großen Gott-Vater-Kirche im argentinischen Schönstatt-Zentrum Nuevo Schoenstatt (Neu-Schönstatt) in Florencio Varela.
Vor rund fünf Wochen war ihr 30. Todestag, denn wir zum Anlass nehmen wollen noch einmal auf ihren Abschied aus dem irdischen Leben zu blicken. Maria Elisabeth Schätzle trat kurz nach Kriegsende in das Säkularinstitut der Marienschwestern ein und weihte sich im Oktober 1947 der Dreimal Wunderbaren Mutter und Königin von Schönstatt. Ihr Liebesbündnis mit Gott und der Gottesmutter besiegelte sie im Januar 1956 auf ewig. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete die gebürtige Dörlinbacherin bereits seit sieben Jahren in Argentinien als Schwester Maria Fiatis (Schwesternname bedeutet aus dem Latein übersetzt „Dein Wille geschehe“) am Aufbau des Schönstattwerkes mit.
Tag der Beerdigung: Im Anschluss an die Heilige Messe begleitete die große Trauergemeinde Schwester Fiatis zum Heiligtum.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Tag der Beerdigung: Am Grab erklangen die Lieblingslieder von Schwester Fiatis, wozu auch „Segne du Maria, segne dich mein Kind“ gehörte.
Über dreieinhalb Jahrzehnte später trat sie im fernen Argentinien ihren letzten Weg zur ewigen Ruhe an. Zuletzt war sie in der Diözese San Isidro tätig. Dort war die aus Dörlinbach stammende Marienschwester zur „Mutter von San Isidro“ geworden. Und obwohl man ihr im Jahre 1988 Knochenkrebs diagnostizierte, arbeitete sie weiter für andere und für Gott ohne zu klagen. Für Mitschwester M. Elrita war es damals ein kleines Wunder zu erleben, dass sie während den vier Jahren, nachdem der unheilbare Krebs festgestellt worden war, noch eine derartige fruchtbare apostolische Aktivität entfaltet werden konnte. Schwester M. Fiatis sei sich ihres nahe bevorstehenden Heimgangs bewusst gewesen. Und bei allem was sie in den letzten Tagen tat spürte man ihren schlichten, übernatürlichen religiösen Geist, schrieb damals Schwester M. Elrita an die Geschwister in Deutschland. Im Juni musste sich die aus Dörlinbach stammende Marienschwester einer Operation an der Hüfte unterziehen. Diese Operation war zwar erfolgreich verlaufen, aber der Krebs hatte inzwischen Metastasen gebildet. Und so ging es in den Tagen nach der Operation recht schnell abwärts. Obwohl sie in den letzten drei Tagen ihres irdischen Daseins erhebliche Atemschwierigkeiten hatte, betete Schwester M. Fiatis mit ihren Kursschwestern, die sie besuchten.
Eine wirkliche Volksmutter
Ruhig und friedlich sei sie schließlich an jenem 8. Juli um 9.40 Uhr heim ins Vaterhaus gegangenen, so ihre Mitschwestern. „Schwester M. Fiatis hinterlässt eine große Lücke, die nicht zu füllen sein wird. Charakteristisch für sie ist, dass sie eine wirkliche Volksmutter war.“ Reiche und Arme, Priester und Ordensleute, Laien, Kinder, Jugendliche und Erwachsene hätten stets einen Platz in ihrem Herzen und eine Antwort auf ihre Nöten gefunden. Zeugnis davon gab der Tag der Totenwache und vor allem die Geschehnisse rund um die Beerdigung. Die große Gott-Vater-Kirche im argentinischen Schönstatt-Zentrum Nuevo Schoenstatt (Neu-Schönstatt) in Florencio Varela war mit Menschen jedweden Alters und sozialer Stellung gefüllt. Zum letzten Geleit war auch der Generalvikar der Diözese von San Isidro gekommen, wo Schwester M. Fiatis zuletzt wirkte. Monsignore Carlos María Franzini (1951 bis 2017), der übrigens im Jahre 2012 zum Erzbischof von Mendoza ernannt wurde, charakterisierte die gebürtige Dörlinbacherin als ein Zeichen der Kommunion für die Diözese und brachte auch zum Ausdruck, wie viel er von ihr erhalten habe. Ebenso waren der dortige Pfarrer sowie auch einige Schönstattpatres und Seminaristen in der Konzelebration der Eucharistiefeier anwesend. Im Anschluss an die Heilige Messe begleitete die große Trauergemeinde Schwester M. Fiatis zum Heiligtum (Schönstatt-Kapelle) von Florencio Varela, wo sie von ihren Mitschwestern mit der „kleinen Weihe“ verabschiedet wurde. Am Grab auf dem in unmittelbarer Nähe liegenden Schwesternfriedhof erklangen schließlich die Lieblingslieder der gebürtigen Dörlinbacherin, wozu unter anderem „Segne du Maria, segne dich mein Kind“ gehörte. Den Schluss bildete das „Magnifikat“. „Denn wir sind sicher“, so Schwester M. Elrita, „dass sie vom Himmel aus ihre fruchtbare Tätigkeit fortsetzen und uns eine gute Fürsprecherin sein wird.“ Nicht nur ihre Mitschwestern, darin sind sie sich alle sicher. Kurz vor ihrem Tod sagte Schwester Fiatis selbst: „Habt keine Sorge, denn vom Himmel aus werde ich viel mehr für Euch tun können.“
Der heilige Geist wohnte in ihrem Herzen
Zwei Tage nach ihrem Tod wurde auch an ihrer letzten Wirkungsstätte in San Isidro (Provinz Buenos Aires) die Bedeutung und Wertschätzung von Schwester Fiatis noch einmal mehr als deutlich. Der Bischof von San Isidro war ins Heiligtum gekommen, um mit der Gemeinde mit einer schlichten Feier der verstorbenen Schwester zu gedenken. Hier ein kleiner Auszug aus der Ansprache von Monsignore Alcides Jorge Pedro Casaretto: „Wir werden in dieser Eucharistiefeier in aller Schlichtheit ganz herzlich ihrer gedenken. Wir wollen Gott danken, dass wir sie kennen gelernt haben und so viele gute Lehren durch sie bekommen haben. Und wir wollen danken für ihr Zeugnis mitten unter uns. Wir wollen sie bitten, dass sie jetzt beim lieben Gott – vom Himmel aus – für uns alle eintritt, für all die Sorgen, die wir ihr immer anvertraut haben, als sie noch unter uns weilte. Sie hat immer so viel gebetet für uns und ich weiß, dass sie mich immer ganz speziell in ihr Gebet eingeschlossen hat.“ Bemerkenswert auch die Auslegung des Evangeliums (Mt. 13,1-23). Die Texte der heiligen Messe könne man besonders auf Schwester M. Fiatis anwenden, so der Bischof: „Schwester Fiatis war eine Frau des Gebetes, der heilige Geist war immer mit ihr und das bezeugte sie auch. Derjenige der den heiligen Geist in seinem Herzen hat, bringt ihn zu anderen. Der heilige Geist wohnte in ihrem Herzen und hat sich von dort aus offenbart. Der heilige Geist benutzt unsere Fähigkeiten, um sich zu offenbaren, und im Falle von Schwester Fiatis war das mehr als offensichtlich. Und wir hatten die Gnade viel Weizen vom lieben Gott zu bekommen durch ihre Fürbitte.“ Und abschließend: „Heute wollen wir dem lieben Gott danken, für den Weizen, den er in Schwester Fiatis gesät hat. Danken für ihr Zeugnis von gutem Weizen, von gutem Saatkorn unter uns. Wir bitten den Herrgott, dass sie vom Himmel aus weiterhin für uns eintritt, damit wir von unserem Weizen aus, den der Herr in uns gesät hat, die Spreu bekämpfen können und sie benutzen um die Barmherzigkeit Gottes zu erlangen.“

Erster Geburtstag im Himmel

Acht Tage nachdem Schwester M. Fiatis in einem Hospital in Buenos Aires verstorben war, traf sich die Gemeinde erneut im Heiligtum von San Isidro. An diesem Tag wäre nämlich die Schwester 70 Jahre alt geworden. „Dies ist ihr erster Geburtstag, den sie im Himmel feiert“, so Schönstatt-Pater Esteban Uriburu (1937 bis 1998). In seiner Ansprache regte Pater Uriburu an, darüber nachzudenken, was „der liebe Gott uns durch ihr Leben sagen will, den Gott spricht durch seine Kinder“. Sie sei ein Mensch gewesen, der sich vollkommen der Sendung Schönstatts hingegeben hat, und kein Maß in dieser Hingabe hatte. Ein Beispiel des Paters: „Ich erinnere mich, dass ich ihr mehrmals sagte: Schwester Sie müssen von 12 bis 14 Uhr sich Zeit für sich selber nehmen und keine Leute empfangen. Ein andermal: Nehmen Sie sich einen Tag frei im Monat. Und sie antwortete: „Ich kann nicht, ich kann nicht! Letztendlich ist jeder wie er ist und keiner kann uns ändern!“ Als weiteren Punkt führt der Pater „ihr großes Herz“ an: „Schwester Fiatis hatte ein Herz für jeden der zu ihr kam. Ohne Stundenplan stand sie immer allen zur Verfügung und empfing alle in ihrem Herzen. Von der Gegend in Deutschland, aus der Schwester Fiatis kam, sagte Pater Kentenich einmal: Als der liebe Gott seine Gaben verteilt hat, gab er diesen Menschen zwei Herzen, anstatt einem, und sie sind alle besonders fleißig und arbeitsam.“ Als dritten Punkt nannte der Schönstatt-Priester die Tapferkeit, mit der die Schwester ihre Krankheit gemeistert hat: „Schwester Fiatis hat sich nie beklagt über ihre Krankheit. Nur der liebe Gott weiß, was sie gelitten hat. Mir hat sie die Botschaft übermittelt: Die Tapferkeit die körperlichen Schmerzen zu ertragen und auch die Schmerzen des Herzens.“ In diesem Zusammenhang erwähnte der Pater eine weitere Aussage des Gründers der internationalen Schönstattbewegung, der in seiner Zeit im Konzentrationslager Dachau einmal gesagt hatte, dass das Liebesbündnis nicht mit dem Tod zu Ende ist, sondern im Jenseits weiter besteht. Pater Josef Kentenich (1885 bis 1968) sagte im Dezember 1944: „Wenn uns der Tod erreicht, hoffen wir, mehr zu sein und mehr zu arbeiten für Schönstatt, als wir es auf Erden tun konnten.“ Der Verweis auf Kentenichs Aussage im Konzentrationslager veranlasste Pater Uriburu zu der Zwischenbemerkung: „Wenn die Schwester im Himmel mehr arbeitet, als sie es hier auf Erden getan hat, wird sie dort alle verrückt machen!“

Ein Apostel im Dienst der Kirche

Das Schlusswort in diesem Blog-Beitrag überlassen wir Alfredo „Catire“ Walker, der im Jahre 2015 für Schlagzeilen in der Weltpresse sorgte, als er sich mit seiner Familie von San Isidro aus in einem VW-Wohnmobil auf den Weg machte. Ihr Ziel war das knapp 18.000 Kilometer entfernte Philadelphia, um dort am Weltfamilientreffen teilzunehmen und den aus ihrer Heimat stammenden Papst Franziskus zu sehen. Sie bekamen damals dann auch völlig überraschend eine Privataudienz beim Papst. Und wer weiß, vielleicht „reiste“ Schwester Fiatis bei dieser ungewöhnlichen Pilgerfahrt der Familie mit. Alfredo Walker sagte im Juli 1993 zum Tode von Schwester Fiatis: „Für mich war sie ein Apostel. Sie war nicht irgendein Schwesterchen. Sie war immer unterwegs und arbeitete wie ein Priester. Sie kümmerte sich um die Kranken und die Armen. Nicht die kleinste Einzelheit entging ihr. Sie war wie eine Mutter, ein Apostel im Dienst der Kirche und Monseñor Casarettos.“

Veröffentlicht am 17. August 2023 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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