Erinnerungen an vergangene Zeiten
Wachgerufen durch alte Schrift- und Foto-Dokumente
Erinnerungen an vergangene Zeiten werden oft durch alte Dokumente wachgerufen. Sie ermöglichen uns einen Einblick in das Leben vergangener Generationen und lassen uns die Geschichte unseres Dorfes lebendig werden. In diesem Blog-Beitrag möchten wir einige dieser Dokumente vorstellen, die unser Dorf mal mehr, mal weniger geprägt haben.
Bei dieser Reise in die Vergangenheit lassen wir mal Post- und Ansichtskarten (siehe dazu Blog-Beitrag „Zeitreise in die Vergangenheit“ vom 19. September 2021) sowie die historischen Schriftstücke und Urkunden (siehe unter anderem in Blog-Beitrag „Wie alt ist Dörlinbach wirklich?“ vom 16. März 2021) außer Acht. Wir blicken auf Ereignisse aus dem dörflichen Leben der letzten drei Jahrhunderte. Beginnen wollen wir mit einer Aufnahme-Karte in einen Verein aus dem Jahre 1894.
Aufnahms-Karte von 1894
Erlaubnisschein für einen Hund von 1905
Werbung für feinste Eier-Schnitt-Nudeln
Wahlzettel zur Bürgermeister-Wahl 1917
Ein kleiner Zettel, der allerdings aufzeigt, wie früher gewählt wurde. Das Wahlprozedere erinnert eher an geheime Wahlen zu einem Vereinsvorstand, aber es geht hier tatsächlich um die Wahl eines Bürgermeisters. Das Dokument stammt aus dem Jahre 1917 als der Müller Anton Müllerleile zum Bürgermeister gewählt wurde. Er folgte auf den bereits erwähnten Johann Georg Griesbaum (Bürgermeister von 1884 bis 1905) und Anton Wangler vom Wanglerhof (Bürgermeister von 1905 bis 1917) in das Amt des Dörlinbacher Rathauschefs. Müllerleile war der zehnte von insgesamt 15 Bürgermeistern der einst eigenständigen Gemeinde Dörlinbach. Der letzte Chef im Rathaus an der Hauptstraße war der Kaufmann Josef Billharz (1911 bis 2004), der das Amt von 1957 bis zur Gemeindereform im Jahre 1974 inne hatte. Weitere Infos dazu unter Blog-Beitrag „Die Rathauschefs“ vom 9. Mai 2021. Anton Müllerleile (1854 bis 1923) von der Dorfmühle war bis zu seinem Tod, also sechs Jahre an der Gemeindespitze. Er heiratete im Alter von fast 31 Jahren Wilhelmina Fischer (1858 bis 1918), die ihm insgesamt 14 Kinder gebar. Vier Buben und zwei Mädchen starben bereits wenige Monate nach der Geburt und ein Mädchen im Kindesalter. Sechs der Kinder konnten als Erwachsene eigene Familien gründen und ein Mädchen, nämlich Rosina Müllerleile (1895 bis 1987) trat als Schwester Hermana in Mainz in einen nicht näher bekannten Orden ein.
Fotomotiv aus den 1940er-Jahren
Bekanntmachung vom 25. August 1948
Auto-Fotomotive aus den 1950er-Jahren
In der Tat war die Mobilität im hinteren Schuttertal noch nicht so stark motorisiert. Fotos von zwei Brüdern zeigen zwei Auto-Klassiker der Nachkriegsjahre, die auch in Dörlinbach ihre Liebhaber fand. Klein- und Kleinstwagen waren in jenen Jahren der Renner. Dazu gehörte beispielsweise das Gogomobil, meist nur Goggo genannt. Gegenüber den heutigen Fahrzeugen wirkt das Goggo wie ein Spielzeugauto. Aber im Vergleich zu Isetta und Kaninenroller hat es am ehesten wie ein richtiges Auto ausgesehen. Egal wie, Ernst Andreas Schätzle (Jahrgang 1934) war jedenfalls stolz auf seinen kleinen roten Flitzer, den er für alle sichtbar immer vor der Kellertüre vor seinem Elternhaus geparkt hatte. Schon wenige Jahre nachdem der Goggo im Jahre 1955 auf den Markt gekommen war, rollte eines der Modelle dank Ernst Schätzle auch durch Dörlinbach. Ernst Schätzles älterer Bruder Alois (1926 bis 2000) hatte als Schneidermeister ganz andere Autos im Blick. Von seinem ersten Auto mit Holzkarosserie, einem DKW, sowie dem nachfolgenden Lloyd LP300 (im Volksmund „Leukoplastbomber“ genannt) gibt es jedoch keine Fotodokumente mehr, aber von seinem legendären schwarzen VW Käfer schon. Wir haben ein Foto entdeckt, das Alois Schätzle in seinem VW Käfer beim Abbiegen von der westlichen Hub-Seite in die alte Landstraße zeigt. Ein überaus interessantes Fotodokument, denn darauf ist auch ein Bildstöckle zu sehen. Es ist zu vermuten, dass das Bildstöckle beim Ausbau der L102 weichen musste. Ob es noch existent ist und heute an einem anderen Ort steht, konnten wir von der Redaktion trotz intensiver Recherche bislang nicht herausfinden. Zurück zu den beiden Schätzle-Brüdern: Deren Vater Alois ist der bereits erwähnte Schneidermeister mit dem zweiten Motorrad im Dorf. Über den Beruf gibt es weitere Infos unter Blog-Beitrag „Das Schneiderhandwerk“ vom 5. August 2021. Zu den früh motorisierten im Ort gehörten unter anderem auch Joseph Hupfer (1911 bis 1978) mit einer Zündapp DB200 mit zwei Auspufftöpfen, die heute noch existiert. Adolf Deibel (1922 bis 2002) gehörte zu den wenigen Goggomobil-Fahrern im Ort. Ach ja, auch Isetta sah man damals im Straßenbild. Eine gehörte einem ehemaligen Dörlinbacher, nämlich Karl Edte (Jahrgang 1897 / ist 1923 nach Reichenbach gezogen), der oft bei seinen Verwandten und Bekannten in Dörlinbach mit seiner Isetta vorfuhr. Mehr zur Mobilität in Dörlinbach gibt es demnächst in einem gesonderten Blog-Beitrag.
Flyer und Einladungen aus den Jahren 1975, 1978 und 1983
In den 1970er- und 1980er-Jahren war der Rothweilerhof im Durenbach ein beliebtes Motiv für Einladungen, Flyer oder Plakate und Auszeichnungen. Unter anderem ist das Hofgut als Federzeichnung auf dem Deckblatt des Programm-Flyers anlässlich der 750-Jahr-Feier im August 1975 abgebildet. Das gleiche Motiv ist auch auf einem Flyer des Radfahrvereins „Schutterbund“ Dörlinbach abgebildet, mit dem der älteste Verein Dörlinbachs (gegründet 1907) zu den 2. Internationalen Volkswandertagen am Wochenende 22. und 23. Oktober 1983 einlud. Und das hatte einen ganz speziellen Grund, die Abbildung des Hofes war nämlich Teil der Auszeichnung, die sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwandern konnten. Den Rothweilerhof (als Federzeichnung) gab es damals als Kupfer- oder Alueinlage auf einem Zinnteller. Der im Jahre 1629 erbaute Rothweilerhof ist übrigens durch einen Kaminschaden, der am 14. Juli 1990 einen verheerenden Brand auslöste, völlig zerstört worden.
Überhaupt waren Höfe sowie Kirche und Kapelle als Federzeichnungen stets willkommene Motive bei den Vereinen als auch der politischen Gemeinde und der Kirchengemeinde. Der Musikverein Dörlinbach entschied sich beispielsweise im August 1978 für den Fest-Flyer anlässlich seines 70-jährigen Bestehens für das sogenannte „s‘ Moritze Hus“ im Oberdorf. Es ist das älteste noch bestehende Haus im Ort. Errichtet als kleinbäuerliches Handwerkerhaus im Jahre 1734 von Johannes Neininger (1697 bis 1767) in Ständer-Bohlen-Bauweise. Neininger-Familien gibt es heute keine mehr in Dörlinbach. Ein Großteil der Neiningers wanderte nach Nordamerika aus und kam am 10. August 1841 bei einem Schiffsbrand auf der Eriesee ums Leben (siehe dazu Blog-Beitrag „Schicksale fern der Heimat“ vom 10. August 2021). Und bereits fünf Jahre später – im Mai 1983 – schaffte es „s‘ Moritze Hus“ erneut auf das Deckblatt einer Musiker-Festschrift. Diesmal anlässlich „75 Jahre Musikverein Trachtenkapelle Dörlinbach“.
Einladungs-Flyer vom Oktober 1980
Das Kapellchen auf dem Kappelberg ist ebenfalls Motiv verschiedener Flyer und Einladungen. Insbesondere natürlich wenn das kleine Gotteshaus auf seine eigene Geschichte zurückblickt. Abgebildet ist die Kapelle unter anderem auf dem Deckblatt eines Fylers anlässlich der Feier zum 25-jährigen Jubiläum des Heiligtums auf dem Kappelberg im Oktober 1980. Das Kapellchen hat seit seiner Weihe am 16. Oktober 1955 viel erlebt und trug seither auch vielerlei Namen. Angefangen von der Faißt-Kapelle über die Kapelle der Rußlandheimkehrer, Kriegergedächtinskapelle und Gedächtniskapelle bis hin zur Marienkapelle. Mehr dazu kann im Blog-Beitrag „Die Gedächtniskapelle“ vom 13. März 2021, im Blog-Beitrag „Die 5. Infanterie- und Jäger- Division“ vom 4. Mai 2021 sowie auch im Blog-Beitrag „General-Verdacht im Schuttertal“ vom 25. August 2021 nachgelesen werden.
Werbung vom Juni 1989
Eine Werbung bei der ein Bierkrug im Mittelpunkt steht verrät uns, dass es in Dörlinbach tatsächlich einmal Bierstemm-Meisterschaften gegeben hat. Es ist ein Anhang aus der ersten Ausgabe des Amtlichen des Verkündigungsblatts im Juni 1989. Damit lud die Bremsdorfer Narrenzunft (BNZ) zu den zweiten Schuttertäler Bierstemm-Meisterschaften am 3. Juni in die Turn- und Festhalle nach Dörlinbach ein. Es sollten zugleich auch die letzten Meisterschaften dieser Art gewesen sein, da in den Folgejahren die Zunft keine weiteren Tanzveranstaltungen mehr in den Sommermonaten anbot. Wissenswertes zum Veranstalter können unter Blog-Beitrag „Bremsdorfer Narrenzunft (BNZ) Dörlinbach“ vom 17. März nachgelesen werden.
Werbung vom November 1996
Erneut wollen wir anhand eines Anhangs aus dem Amtlichen Verkündigungsblatt (erste Ausgabe im November 1996), wie früher das Amtsblatt der Gemeinde Schuttertal (heute: „Schuttertal aktuell“) betitelt wurde, auf ein spektakuläres Ereignis verweisen. Dabei geht es nicht um die Guggemusik-Festivals, bis bis heute – allerdings in anderer Form – Bestand haben. Beim 5. Internationalen Guggemusik-Festival am 9. November fand in der Dörlinbacher Festhalle die Wahl mit Krönung zur 1. Internationalen Guggemusik-Königin statt. Gekrönt wurde schließlich Claudia I. aus Willstätt. Zwei Jahre später wurde an gleicher Stelle Laila I. aus Eschbach gekrönt. Nach nur zwei Veranstaltungen war jedoch wieder Schluss. Miss-Wahlen dieser Art fanden seither keine mehr in Dörlinbach statt. Näheres zum Veranstalter siehe unter dem bereits erwähnten Blog-Beitrag zur BNZ oder unter Blog-Beitrag „Säcklistrecker Gugge“ vom 20. März 2021.
Plakat vom November 1996
Ein Plakat der Lahrer Zeitung vom November 1996 verweist auf eine traditionelle Veranstaltung hin, die vier Jahrzehnte fester Bestandteil im Jahreskalender war. Denn immer zum ersten Advent lud die Armenhilfe Argentinien zum sogenannten Dörlinbacher Missionsbasar ein. Ein Basar, der in der Region als einzigartig galt. Die Erfolgsgeschichte begann 1969 in der Neuen Schule (heute: Grundschule) und endete 2009 in der Turn- und Festhalle. Die Erlöse kamen stets der Arbeit von Schwester Maria Fiatis Schätzle zu Gute, die 44 Jahre in der Mission in Südamerika tätig war. Die gebürtige Dörlinbacherin und Schönstätter Marienschwester verstarb im Juli 1993 in der argentinischen Landesmetropole Buenos Aires. Mehr Infos dazu gibt es unter dem Blog-Beitrag „Dörlinbacher Missionsbasar“ vom 1. Juli 2021 sowie auch unter Blog-Beitrag „Schwester Maria Fiatis Schätzle“ vom 15. Februar 2021.
Schenkungsurkunde vom Dezember 1997
Zertifikat vom September 1998
Werbung vom Juni 1999
Namenssuche in den 1990er-Jahren
Ein unscheinbarer Zettel weist darauf hin, dass in Dörlinbach wirklich ernsthaft mal nach einem Namen für die Turn- und Festhalle gesucht wurde. Rückblende: In Dörlinbach und im Nachbarort Schweighausen wurden in der ersten Hälfte der 1980er-Jahre zwei Festhallen gebaut. Die Dörlinbacher Halle konnte im Juni 1984 eröffnet werden. Entgegen zu Schweighausen hatte Dörlinbach jedoch keinen Namen für seine Halle. Im sogenannten Bergdorf waren die Leute fixer und nannten ihre neue Begegnungsstätte „Bergdorfhalle“. In Dörlinbach gab es zwar immer wieder einmal Bestrebungen, der Mehrzweckhalle einen Namen zu geben, aber mit wenig Erfolg. Da Dörlinbach seinerzeit schon den Beinamen „Brunnendorf“ hatte, wurde auch mehrfach der Name „Brunnendorfhalle“ ins Gespräch gebracht (siehe dazu auch unter Blog-Beitrag „Brunnendorf Dörlinbach“ vom 10. April 2021). Aber trotz Aktionen in den 1990er-Jahren, wie solche Zettel bei Veranstaltungen an die Gäste auszuteilen – irgendwie konnte oder wollte man eine Namensgebung nicht umsetzen. Und so spricht man bis heute hier im Ort meist von der „Festhalle“ oder der „Turn- und Festhalle“.
Foto-Dokument von Flyer „Heimatlampe Dörlinbach“ aus dem Jahr 2002
Dieses Foto-Dokument ist einem Werbe-Flyer des Glaskunsthandels Bexon aus Aachen entnommen. Die Firma, die unter anderem Porzellanteller, Stehlampen und Fensterbilder fertigt, bot im Oktober 2002 in limitierter Auflage eine Heimatlampe mit Motiven aus Dörlinbach an. Laut Werbung ist es eine Heimatlampe aus Schmelzglas – nach einer uralten Technik hergestellt. Als Motive wählte die Firma die Kirche, das Rathaus, eine Ortsansicht und das Postamt. Mehr dazu kann unter Blog-Beitrag „Die Heimatlampe von Dörlinbach“ vom 7. April 2021 nachgelesen werden. Analog zum genannten Blog-Beitrag weisen wir noch einmal darauf hin, dass wir eine solche Lampe in Dörlinbach allerdings noch nie gesehen haben. Falls jemand vor rund 22 Jahren eine solche Lampe käuflich erworben hat und diese noch zu Hause stehen hat, würden wir uns freuen, wenn die betreffenden Personen uns dies mitteilen und uns vielleicht auch ein aktuelles Foto von der Heimatlampe zur Verfügung stellen würden.
Dies war ein erster kleiner Querschnitt durch die letzten drei Jahrhunderte zu Veranstaltungen, Ereignissen und Personen in unserem Ort. In regelmäßigen Abständen werden wir in weiteren Blog-Beiträgen anhand von alten Schrift- und Foto-Dokumenten weiter an vergangene Zeiten erinnern.
Veröffentlicht am 1. Oktober 2021 / red
Visuelle Impressionen zur Geschichte:
Flyer für die 2. Internationalen Volkswandertage im Oktober 1983 in Dörlinbach. Auszeichnung ist ein Zinnteller mit dem Rothweilerhof als Motiv.
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