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Zeitreise in die Vergangenheit

Lesedauer: 7 Minuten

Die Welt der Post-, Gruß- und Ansichtskarten

Heutzutage sind Postkarten als Kommunikationsmittel fast verschwunden, aber sie bleiben faszinierende Zeugnisse vergangener Zeiten. Die farbenfrohen Lithographie-Abbildungen, die Fotos von Gasthöfen und Vereinen, die Ansichten von Kirchen und Brunnen – all dies erzählt uns ein Stück Geschichte und zeigt uns, wie sich das Leben und die Werbewelt in Dörlinbach im Laufe der Jahrzehnte verändert haben.

Ansichtskarte vom Gasthaus „Zum Löwen“ aus den 1970er-Jahren. Diese Aufnahme war auch Teil eines Prospekts, das zusätzliche eine Innenaufnahme enthielt.
Und so wollen wir anhand von Post- und Ansichtskarten zu einer Zeitreise in die Vergangenheit einladen. Die allererste Postkarte der Welt wurde übrigens am 1. Oktober 1869 von Perg bei Linz nach Kirchdorf versandt. In Deutschland lief die erste Postkarte kurz darauf im Jahre 1870. Damals hieß es noch Correspondenz-Karte, die Postkarte mit Zeichnungen oder Bildern kam schließlich in den 1880er-Jahren auf.
Eine Info- und Ansichtskarte über das gesamte Schuttertal. Die Karte gibt eine Übersicht über das Schuttertal und seine Umgebung.
Außenwandgemälde in der Brandhalde (Anwesen Kaspar). Hans Buschs Erstlingswerk an Dörlinbachs Hauswänden, das er im August 1975 fertigstellte.
Ansichtskarte aus den 1970er-Jahren. Herausgegeben vom Lebensmittelgeschäft Griesbaum. Im Zentrum der Karte der Blick auf Dörlinbach von der Kappelberg-Seite.
Ansichtskarten wurden immer beliebter, zumal es sie zu fast allen Themen gab. Denn nicht nur Ansichten von Städten und Dörfern wurden abgebildet. Die Bandbreite umfasste schnell auch Darstellungen und Aufnahmen aus Sport, Kunst, Erotik, Politik und sogar Katastrophen. Und auch bebilderte Feldpostkarten gab es vermehrt im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Auch Dörlinbacher Soldaten nutzten die Gelegenheit solche Bild- und Grußpostkarten zu verschicken. Und zu Hause wurden auch Grußkarten mit Fotos von sich selbst oder der ganzen Familie immer beliebter. In diesem Blog-Beitrag wollen wir einige dieser Karten vorstellen und uns auf eine Reise in die Vergangenheit begeben. Zwar sind Post-, Gruß- und Ansichtskarten heutzutage vermehrt zu Sammelobjekten geworden und werden nur noch selten mit der Post verschickt, aber sie sind aus kulturhistorischer Sicht durchaus interessant, zumal auf ihnen auch Objekte festgehalten sind, die es heute nicht mehr gibt.
In der frühen Phase der Ansichtskarten wurde zunächst eine Drucktechnik verwendet, die den Karten den Beinamen „Litho“ verliehen. Postkarten mit Lithographie-Abbildungen waren vor allem zu Beginn der 1870er-Jahre bis 1910 / 1915 beliebt und sind heute begehrte Sammelobjekte. Auch für Dörlinbach wurden solche Postkarten hergestellt, die Aufträge kamen in der Regel von Geschäften beziehungsweise Wirtshäusern. Dazu gehörte auch das Gasthaus „Zum Löwen“. Die Litho-Karte zeigt den Dorfkern im Jahre 1903 mit der romanischen Dreifaltigkeitskapelle, die knapp zwei Jahrzehnte später leider abgerissen wurde. Rechts oben auf der Karte befindet sich ein runder Einklinker mit dem Gasthaus „Zum Löwen“. Ein weiteres „Litho“ ist dreigeteilt. Links oben die alte Kirche, rechts daneben ein seitlicher Blick von der Hub in den Dorfkern und unten links ein Blick auf die Wirtschaft „Zum Engel“. Die Karten sind schöne Beispiele der farbenprächtigen Chromolithograhiekunst aus jener Zeit. Überhaupt tauchen auf der Zeitschiene der zurückliegenden Jahre immer wieder Postkarten auf, die im Zusammenhang mit den örtlichen Gastronomiebetrieben stehen. Allen voran die Gasthöfe „Zum Löwen“ und „Zum Engel“. Die Einklinker des Gasthofes in Verbindung mit einem Blick auf den Ortskern blieben zunächst wie gehabt, aber die Chromolithograhiekunst wurde nach und nach von der Fotografie abgelöst. Dies bedeutete, dass erst einmal die Farbe in den Hintergrund trat – die Schwarz-Weiß-Fotografie beherrschte die Postkarten-Szene. Die „Bäckerei und Teigwarenfabrikation Gasthaus zum Löwen“ und deren Inhaber Nikolaus Wehrle bot beispielsweise ein Ansichtskarte an mit dem Dorfkern Dörlinbachs. Auf dem Einklinker unten links ist neben dem Wirtschaftsgebäude und der Bäckerei (rechts) auch das Nachbargebäude mit dem Beinamen „Holzers“ (links) zu sehen. Auf einer weiteren Ansichtskarte der Wehrles ist nicht mehr von „Dörlinbach bei Lahr“ die Rede, sondern „Dörlinbach im Schuttertal“. Es gibt auch keine Gesamtansicht mit Einklinker mehr, die Karte ist dreigeteilt. Links die Bäckerei mit dem Gasthaus, rechts oben ein Blick auf den Ortskern, rechts unten das im Jahre 1904 erbaute Schulhaus. Die Alte Schule ist heute ein Haus der Vereine.
Fotos rücken in den Blickpunkt der Karten
Nicht nur der aus dem Elztal stammende Bäcker neue „Löwen“-Wirt Nikolaus Wehrle (1864 bis 1912) machte mit Ansichtskarten auf sich und seinen Betrieb aufmerksam, auch gegenüber beim ebenso neuen „Engel“-Wirt, dem Nagelschmied Wilhelm Grimm (1847 bis 1926), gab es inzwischen Gruß- und Ansichtskarten mit Fotos. Unter anderem mit einer Karte mit einem einzigen Foto, auf dem das Gasthaus „Zum Engel“ abgebildet ist. Davor reihen sich Verwandtschaft und Gäste für den Fotografen auf. Zu sehen sind auch zwei Kühe, vielleicht auch ein Ochsengespann?! Genau wissen wir es nicht. Schon einmal machte ein vermeintliches Ochsengespann aus Dörlinbach in historischen Büchern sowie in der lokalen Berichterstattung die Runde, wo sich aber nachweisen lässt, dass die abgebildeten Ochsen, keine Ochsen sind. Ein kleiner Exkurs für Unwissende: Rinder sind sie alle. Nachdem ein weibliches Rind ihr erstes Kalb geboren hat, nennt man es Kuh. Ein männliches Rind nennt man Stier (Bulle), sobald er geschlechtsreif ist. Wird jedoch das männliche Rind kastriert, wird es zum Ochsen. Ende der 1910er- / Anfang der 1920er-Jahre taucht eine weitere dreigeteilte Postkarte auf, die oben rechts die gleiche Abbildung vom Dörlinbacher Ortskern hat, wir bei der Karte von den Wehrles. Links ist jedoch die Dorfmühle und dem Oberen Rain (heute: Oberrain) zu sehen, rechts unten ist die alte Landstraße (heute: Hauptstraße) mit der Posthilfsstelle sowie dem Rathaus und dem „Löwen“ abgebildet. Während die einen die Bild-Postkarten zu Werbezwecken nutzten, nutzen andere die Möglichkeit Postkarten mit privaten Bildern zu verschicken. Insbesondere jedoch Soldaten, die so Grüße nicht nur in Worten, sondern auch in Bildern nach Hause schicken konnten. Unter anderem haben wir eine Karte gefunden auf der drei junge Männer in Uniform und dem Schriftzug „Feldzug 1914“ sind. Diese Feldpostkarte lief auch im Jahre 1914 und wurde am 12. November in Kehl an Joseph Stöhr I (1881 bis 1967) in Dörlinbach abgeschickt. Eine römische Zahl hinter dem Namen war früher üblich, wenn es im Ort den gleichen Namen mehrfach gab, also Joseph Stöhr I, Joseph Stöhr II und so weiter. Geschrieben hat sie am 11. November 1914 Gefreiter Pionier Deibel vom Badischen Pionier-Bataillon Nr. 14, das in Kehl bis heute deutliche Spuren hinterlassen hat. Unter anderem durch Kasernen und einem Pionier-Denkmal im Rosengarten. Über den Absender Deibel können wir nichts Näheres sagen. Möglich, dass es sich dabei um Leo Deibel (1883 bis 1948) handelte.

Gruß- und Ansichtskarten als Werbemittel

Zurück zu jenen, die schon einige Jahre nach dem Versand der ersten Postkarte bis weit in 1980er-Jahre hinein damit Werbung für ihren Betrieb beziehungsweise ihre Gastwirtschaft betrieben. Nachfolgende Generationen nutzten jedoch die Möglichkeit, die Ansichtskarten mit farbigen Bildern zu gestalten. Auffallend bei zwei Beispielen aus den 1970er-Jahren ist, dass sowohl der „Löwen“ als auch der „Engel“ nur noch Karten mit Außen und Innenaufnahmen ihrer Lokalität gestalten ließen. Aufnahmen von anderen Blickfängen im Ort oder Ansichten vom Ortskern waren passe. Der „Engel“ hatte sogar die Außenaufnahme des Gastronomie-Gebäudes mit einer Innenaufnahme des Cafés auf einer Karte vereint. Eine Karte mit viel Zeitgeschichte: Das Gasthaus, das einst aus einer Trinkstube aus dem 14. Jahrhundert hervorging, gibt es zwar heute noch immer, aber nicht mehr den rechts ins Foto hineinblickenden „Soldaten“. Jenes Krieger-Ehrenmal wurde nämlich aus der Ortsmitte „verbannt“ (siehe dazu Blog-Beitrag „Das Krieger-Ehrenmal vom 10. März 2021). Geschichte ist inzwischen auch das „Engel“-Café, die Räumlichkeit wird inzwischen nur noch für private Zwecke genutzt. Während in den Wirtshäusern natürlich vorrangig die eigenen Ansichtskarten angeboten wurden, waren in den Geschäften überwiegend Gruß- und Ansichtskarten mit örtlichen sowie regionalen Sehenswürdigkeiten gefragt. Vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren waren diese dank der Kurgäste aus den Niederlanden und Nordrhein-Westfalen sehr gefragt. Es war sozusagen die „Hoch-Zeit“ der Ansichtskarten. So gibt es zahlreiche Motive vom Ort aus allen Jahreszeiten und vor allem Kur- und Brunnenanlagen rückten in den Blickpunkt der Kartenhersteller. Das lag in erster Linie an dem damaligen Verkehrsverein (gegründet 1966), dessen Mitglieder diese Kur- und Brunnenanlagen nach und nach im Ort erstellt hatten. Über den Werdegang des Dörlinbacher Verkehrsvereins sowie auch über einzelne öffentliche Brunnenanlagen haben wir bereits am 20. Mai 2021 im Blog-Beitrag „Verkehrsverein Dörlinbach“ berichtet. Zu den Geschäftsleuten, die eigene Ansichtskarten herausgaben, gehörte übrigens auch Erich Josef Ohnemus (1921 bis 2008), dem nicht nur ein Lebensmittelladen an der Hauptstraße gehörte. Er hielt auch immer wieder das dörfliche Leben mit seinem Fotoapparat und seiner Filmkamera fest. Unter anderem können zwei Filme von Ohnemus zu Dörlinbachs 750-Jahr-Feier im Jahre 1975 auf unserer Video-Seite sowie auch auf YouTube abgerufen werden. Eine von Erich Josef Ohnemus herausgegebene Ansichtskarte zeigt ein tolles Panorama von Dörlinbach. Aufgenommen von der Westseite oberhalb des Oberrains mit Blick auf den Dorfkern, die Siedlung und auch ein Großteil des Neudorfs ist zu sehen. In der Gutenbergstraße wird noch munter gebaut, einige Häuser stehen noch gar nicht, und am Kappelberg haben zu jener Zeit noch keinerlei Bautätigkeiten begonnen. Die Schwarz-Weiß-Aufnahme ist vermutlich Mitte oder Ende der 1960er-Jahre entstanden. Neben Geschäftsleuten und Verlagen boten ab den 1980er-Jahren immer wieder einmal auch private Personen Ansichtskarten von Dörlinbach an. Zu ihnen gehörten Wilhelm Billharz (Jahrgang 1964) und Wolfgang Schätzle (Jahrgang 1956), die auch noch im neuen Jahrtausend Ansichtskarten in kleinen Auflagen anboten. Auch der örtliche Musikverein ließ Gruß- und Ansichtskarten anfertigen. Sie zeigen auch ein Stück weit altes Handwerk. Die Aufnahmen zu den Karten entstanden alle vor der 1979 errichteten Prinschbachhütte. Ein Postkarten-Motiv zeigt die musizierende Trachtenkapelle, davor vier Musiker, die mit Axt und Säge im Takt das Holz bearbeiten. Das zweite Motiv ist der damals noch dem Musikverein angegliederten Trachtentanzgruppe mit der Bauernkapelle gewidmet. Und es gibt noch eine dritte Karte, bei der mittig der Schriftzug „Trachten- und Volkstanzgruppe Dörlinbach“ angeordnet ist. Oberhalb des Schriftzugs ein Blick aufs Dorf, unterhalb auf der linken Seite die Trachtentanzgruppe beim Reigentanz, rechts als Gruppe, jeweils vor besagter Prinschbachhütte. In der heutigen Zeit sind Ansichtskarten kaum noch gefragt, zumindest hier im Ort werden nur noch wenige Motive im einzigen Laden, dem IK-Geschäft von Erika Erna Griesbaum (Jahrgang 1948) und ihrem Sohn Jochen Griesbaum (Jahrgang 1972) angeboten. Darunter sind jedoch nur noch Ansichts- und Grußkarten aus der Region beziehungsweise dem Schwarzwald sowie die bislang letzte Ansichtskarte in Verbindung mit Dörlinbach. Die Karte wurde von der Gemeinde (Tourist-Info Schuttertal) herausgebracht: „Schau mal an! Schuttertal – Dörlinbach – Schweighausen“, lautet das Motto der Karte, die ein Panoramabild als Grundlage hat, versehen mit vier Einklinkern auf der linken Seite. Zwei davon zeigen Dörlinbacher Motive: Der Barfußpark oberhalb der Prinschbachhütte und das Freizeit-Reitangebot vom Engelhof im Durenbach, unterwegs bergauf im Prinschbachtal mit Blick zum Hof und ins Dorf. Es soll nicht unerwähnt bleiben: Das Lebensmittelgeschäft Griesenbaum hat in früheren Jahren selbst eine Ansichtskarte herausgegeben. Wie schon einst das Lebensmittelgeschäft Ohnemus verzichtete dabei auch Lebensmittel Griesbaum auf Motive, die ihr Geschäft beziehungsweise ihren Laden zeigen. Im Zentrum der Karte ein Motiv das einen Blick auf Dörlinbach von der Kappelberg-Seite her gewährt. Um dieses Dörlinbach-Motiv sind weitere Motive aus der Gesamtgemeinde Schuttertal angeordnet.

Zurück zu jenen, die schon einige Jahre nach dem Versand der ersten Postkarte bis weit in 1980er-Jahre hinein damit Werbung für ihren Betrieb beziehungsweise ihre Gastwirtschaft betrieben. Nachfolgende Generationen nutzten jedoch die Möglichkeit, die Ansichtskarten mit farbigen Bildern zu gestalten. Auffallend bei zwei Beispielen aus den 1970er-Jahren ist, dass sowohl der „Löwen“ als auch der „Engel“ nur noch Karten mit Außen und Innenaufnahmen ihrer Lokalität gestalten ließen. Aufnahmen von anderen Blickfängen im Ort oder Ansichten vom Ortskern waren passe. Der „Engel“ hatte sogar die Außenaufnahme des Gastronomie-Gebäudes mit einer Innenaufnahme des Cafés auf einer Karte vereint. Eine Karte mit viel Zeitgeschichte: Das Gasthaus, das einst aus einer Trinkstube aus dem 14. Jahrhundert hervorging, gibt es zwar heute noch immer, aber nicht mehr den rechts ins Foto hineinblickenden „Soldaten“. Jenes Krieger-Ehrenmal wurde nämlich aus der Ortsmitte „verbannt“ (siehe dazu Blog-Beitrag „Das Krieger-Ehrenmal vom 10. März 2021). Geschichte ist inzwischen auch das „Engel“-Café, die Räumlichkeit wird inzwischen nur noch für private Zwecke genutzt. Während in den Wirtshäusern natürlich vorrangig die eigenen Ansichtskarten angeboten wurden, waren in den Geschäften überwiegend Gruß- und Ansichtskarten mit örtlichen sowie regionalen Sehenswürdigkeiten gefragt. Vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren waren diese dank der Kurgäste aus den Niederlanden und Nordrhein-Westfalen sehr gefragt. Es war sozusagen die „Hoch-Zeit“ der Ansichtskarten. So gibt es zahlreiche Motive vom Ort aus allen Jahreszeiten und vor allem Kur- und Brunnenanlagen rückten in den Blickpunkt der Kartenhersteller. Das lag in erster Linie an dem damaligen Verkehrsverein (gegründet 1966), dessen Mitglieder diese Kur- und Brunnenanlagen nach und nach im Ort erstellt hatten. Über den Werdegang des Dörlinbacher Verkehrsvereins sowie auch über einzelne öffentliche Brunnenanlagen haben wir bereits am 20. Mai 2021 im Blog-Beitrag „Verkehrsverein Dörlinbach“ berichtet. Zu den Geschäftsleuten, die eigene Ansichtskarten herausgaben, gehörte übrigens auch Erich Josef Ohnemus (1921 bis 2008), dem nicht nur ein Lebensmittelladen an der Hauptstraße gehörte. Er hielt auch immer wieder das dörfliche Leben mit seinem Fotoapparat und seiner Filmkamera fest. Unter anderem können zwei Filme von Ohnemus zu Dörlinbachs 750-Jahr-Feier im Jahre 1975 auf unserer Video-Seite sowie auch auf YouTube abgerufen werden. Eine von Erich Josef Ohnemus herausgegebene Ansichtskarte zeigt ein tolles Panorama von Dörlinbach. Aufgenommen von der Westseite oberhalb des Oberrains mit Blick auf den Dorfkern, die Siedlung und auch ein Großteil des Neudorfs ist zu sehen. In der Gutenbergstraße wird noch munter gebaut, einige Häuser stehen noch gar nicht, und am Kappelberg haben zu jener Zeit noch keinerlei Bautätigkeiten begonnen. Die Schwarz-Weiß-Aufnahme ist vermutlich Mitte oder Ende der 1960er-Jahre entstanden.

 

Neben Geschäftsleuten und Verlagen boten ab den 1980er-Jahren immer wieder einmal auch private Personen Ansichtskarten von Dörlinbach an. Zu ihnen gehörten Wilhelm Billharz (Jahrgang 1964) und Wolfgang Schätzle (Jahrgang 1956), die auch noch im neuen Jahrtausend Ansichtskarten in kleinen Auflagen anboten. Auch der örtliche Musikverein ließ Gruß- und Ansichtskarten anfertigen. Sie zeigen auch ein Stück weit altes Handwerk. Die Aufnahmen zu den Karten entstanden alle vor der 1979 errichteten Prinschbachhütte. Ein Postkarten-Motiv zeigt die musizierende Trachtenkapelle, davor vier Musiker, die mit Axt und Säge im Takt das Holz bearbeiten. Das zweite Motiv ist der damals noch dem Musikverein angegliederten Trachtentanzgruppe mit der Bauernkapelle gewidmet. Und es gibt noch eine dritte Karte, bei der mittig der Schriftzug „Trachten- und Volkstanzgruppe Dörlinbach“ angeordnet ist. Oberhalb des Schriftzugs ein Blick aufs Dorf, unterhalb auf der linken Seite die Trachtentanzgruppe beim Reigentanz, rechts als Gruppe, jeweils vor besagter Prinschbachhütte. In der heutigen Zeit sind Ansichtskarten kaum noch gefragt, zumindest hier im Ort werden nur noch wenige Motive im einzigen Laden, dem IK-Geschäft von Erika Erna Griesbaum (Jahrgang 1948) und ihrem Sohn Jochen Griesbaum (Jahrgang 1972) angeboten. Darunter sind jedoch nur noch Ansichts- und Grußkarten aus der Region beziehungsweise dem Schwarzwald sowie die bislang letzte Ansichtskarte in Verbindung mit Dörlinbach. Die Karte wurde von der Gemeinde (Tourist-Info Schuttertal) herausgebracht: „Schau mal an! Schuttertal – Dörlinbach – Schweighausen“, lautet das Motto der Karte, die ein Panoramabild als Grundlage hat, versehen mit vier Einklinkern auf der linken Seite. Zwei davon zeigen Dörlinbacher Motive: Der Barfußpark oberhalb der Prinschbachhütte und das Freizeit-Reitangebot vom Engelhof im Durenbach, unterwegs bergauf im Prinschbachtal mit Blick zum Hof und ins Dorf. Es soll nicht unerwähnt bleiben: Das Lebensmittelgeschäft Griesenbaum hat in früheren Jahren selbst eine Ansichtskarte herausgegeben. Wie schon einst das Lebensmittelgeschäft Ohnemus verzichtete dabei auch Lebensmittel Griesbaum auf Motive, die ihr Geschäft beziehungsweise ihren Laden zeigen. Im Zentrum der Karte ein Motiv das einen Blick auf Dörlinbach von der Kappelberg-Seite her gewährt. Um dieses Dörlinbach-Motiv sind weitere Motive aus der Gesamtgemeinde Schuttertal angeordnet.

Kirchliche Darstellungen

Ganz zum Schluss noch ein Wort zum kirchlichen Leben im Ort, denn dieses war viele Jahrzehnte auch auf Post- und Ansichtskarten präsent. Insbesondere in jener Zeit, wo vor allem die Schwarz-Weiß-Fotografie die Postkartenszenerie beherrschte. Etliche Postkarten gibt es noch aus November 1959 mit Motiven von der Glockenweihe. Auf den Karten sind neben den Glocken auch Dörlinbacher Bürgerinnen und Bürger festgehalten. Es sind Szenen vom Eintreffen der Glocken in Dörlinbach, aufgereiht auf der Pritsche des festlich geschmückten Lastwagens des Fuhrunternehmers Wilhelm Rösch (1927 bis 2005), der die Glocken in der Gießerei in Heidelberg abgeholt hatte. Gleich drei Postkarten wurden in jener Zeit von der im Jahre 1955 eingeweihten Kriegergedächtniskapelle (heute: Gedächtniskapelle oder Marienkapelle) auf dem Kappelberg angeboten. Zwei Innenaufnahmen sowie eine Außenaufnahme auf der bei genauerem Hinsehen vor dem Eingangsportal der damalige Ortspfarrer Franz Wölfle (1905 bis 1987) zu sehen ist. Infos zur Kapelle siehe unter Blog-Beitrag „Die Gedächtniskapelle“ vom 13. März 2021 und zum damaligen Ortspfarrer unter Blog-Beitrag „Pfarrer Franz Wölfle“ vom 5. April 2021. Eine Ansichtskarte von der Pfarrkirche St. Johannes, sofern es eine gegeben hatte, konnten wir bislang nicht auffinden. Aber dafür zwei Postkarten mit Innenansichten. Ein umfasst den Kirchenraum mit Blick zum Altar, die andere zeigt das Deckengemälde, das bei der Generalsanierung im Jahre 1982 unter einer Holzdecke verschwand. Es ist eine Darstellung von Christi Himmelfahrt (siehe hierzu Blog-Beitrag „Gotteshaus ab 1132“ vom 12. März 2021).

Nierenbrunnen ein beliebtes Postkarten-Motiv

Eines der beliebtesten Motive auf Post- und Ansichtskarten war ab den 1970er-Jahren hier im Ort der Nierenbrunnen, den eigentlich nur „Springbrunnen“ nennen. Auf einer Ansichtskarte ist der Nierenbrunnen sogar gleich dreimal abgebildet. Lediglich im ersten Motivfenster mit Blick auf den Ortskern ist der Brunnen nicht zu sehen. Infos zu der größten und zugleich ortsbildprägenden Brunnenanlage gibt es unter anderem auch im Blog-Beitrag „Brunnendorf Dörlinbach“ vom 10. April 2021.

Veröffentlicht am 19. September 2021 / red

Visuelle Impressionen zur Geschichte:

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